im Februar 2024
Geschichtsunterricht für NRW-Zeitzeugen in Würzburg
geschrieben von Felix Heinz Holtschke für die „Freiheitsglocke", das Publikumsorgan der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS. e.V.)
Was vor Monaten zwischen den Protagonisten Silke Flegel und Frank Hoffmann vom Institut für Deutschlandforschung (IDF)der Ruhr-Universität Bochum und Barbara Bily, der Schauspieldirektorin des Mainfranken Theaters Würzburg, angeregt und beschlossen worden ist, wurde am 22. Februar 2024 Wirklichkeit: Zeitzeugen der SED-Diktatur aus dem NRW-Zeitzeugenprojekt, gemeinsam getragen von der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und dem IDF der Uni, folgten in Begleitung des Bochumer Teams einer Einladung in das mainfränkische Würzburg zur Premierenaufführung von Dietrich Garstkas (gest. 2018) im Jahr 2018 verfilmten Dokumentation Das schweigende Klassenzimmer.
Mit Förderung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hatte sich das kleine Ensemble der Probebühne des Mainfrankentheaters unter der Regie von Anna Stiepani der spannenden Thematik der schweigenden Solidarität einer Storkower Abiturklasse angesichts der brutalen Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes 1956 gewidmet. Mit gekonnter Dramaturgie, einfachen, jedoch wirkungsvollen Bild-, Originaldokument-, Akustik- und Lichteffekten, wurde die bewegende Geschichte der Storkower Abiturklasse von 1956, deren harmloser Protest zu einer Staatsaktion mit dramatischen Folgen für die Beteiligten hochstilisiert worden ist, wie es nur in einem totalitären System wie in der damaligen DDR möglich sein konnte, eindrucksvoll und emphatisch durch das junge Schauspielerteam vorgetragen.
Mit lang anhaltendem Beifall (mindestens 5 Vorhänge) bedankte sich das Publikum im vollen Haus für die authentische Darstellung einer historischen Begebenheit, die insbesondere für die zahlreichen jüngeren Zuschauer durchaus auch als eine Geschichtsstunde zur Demokratieerziehung eingeordnet werden darf.
Im Publikum war auch der einzige noch lebende damalige Storkower Abiturient und heutige prominente Zeitzeuge Karsten Köhler (*1938), der zusammen mit dem Buchautor Dietrich Garstka am 3. November 1956 diese später eskalierende Schweigeminuten-Aktion angeregt hatte. Karsten Köhler war damit zwangsläufig wohl der gefragteste Gesprächspartner bei der anschließenden Premierenfeier, wo wir Gäste aus Nordrhein-Westfalen bei einem Gläschen Frankenwein angeregte Gespräche auch mit den Schauspielern der soeben miterlebten Aufführung als auch mit der Intendanz des Mainfranken Theaters und dem stellvertretenden Bürgermeister von Würzburg führen konnten.
Ein insgesamt bewegender und lange nachwirkender Theaterabend! Wir sagen den Initiatoren danke!
Mit Förderung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hatte sich das kleine Ensemble der Probebühne des Mainfrankentheaters unter der Regie von Anna Stiepani der spannenden Thematik der schweigenden Solidarität einer Storkower Abiturklasse angesichts der brutalen Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes 1956 gewidmet. Mit gekonnter Dramaturgie, einfachen, jedoch wirkungsvollen Bild-, Originaldokument-, Akustik- und Lichteffekten, wurde die bewegende Geschichte der Storkower Abiturklasse von 1956, deren harmloser Protest zu einer Staatsaktion mit dramatischen Folgen für die Beteiligten hochstilisiert worden ist, wie es nur in einem totalitären System wie in der damaligen DDR möglich sein konnte, eindrucksvoll und emphatisch durch das junge Schauspielerteam vorgetragen.
Mit lang anhaltendem Beifall (mindestens 5 Vorhänge) bedankte sich das Publikum im vollen Haus für die authentische Darstellung einer historischen Begebenheit, die insbesondere für die zahlreichen jüngeren Zuschauer durchaus auch als eine Geschichtsstunde zur Demokratieerziehung eingeordnet werden darf.
Im Publikum war auch der einzige noch lebende damalige Storkower Abiturient und heutige prominente Zeitzeuge Karsten Köhler (*1938), der zusammen mit dem Buchautor Dietrich Garstka am 3. November 1956 diese später eskalierende Schweigeminuten-Aktion angeregt hatte. Karsten Köhler war damit zwangsläufig wohl der gefragteste Gesprächspartner bei der anschließenden Premierenfeier, wo wir Gäste aus Nordrhein-Westfalen bei einem Gläschen Frankenwein angeregte Gespräche auch mit den Schauspielern der soeben miterlebten Aufführung als auch mit der Intendanz des Mainfranken Theaters und dem stellvertretenden Bürgermeister von Würzburg führen konnten.
Ein insgesamt bewegender und lange nachwirkender Theaterabend! Wir sagen den Initiatoren danke!
Text von
Felix Heinz Holtschke
VOS-Landesvorsitzender NRW
8. Dezember 2023
Das neue Mainfranken Theater ist ein würdiger Ort für Staunen, Verzauberung und Auseinandersetzung
Kommentar von Mathias Wiedemann, erschienen in der Main-Post-Ausgabe vom 4. Dezember 2023)
Eine Erwiderung an alle, die jetzt wieder beklagen werden, dass das viele Geld für das neue Mainfranken Theater woanders viel dringender gebraucht werde.
Natürlich werden zu diesem oder anderen Beiträgen über die Eröffnung des Kleinen Hauses des Mainfranken Theaters wieder die üblichen Kommentare eingehen: So viel Geld, das doch andernorts viel dringender gebraucht werde. So viel Aufwand für ein kleines Häufchen privilegierter Bildungshungriger. Und natürlich könnte man hier die üblichen Gegenargumente auflisten: Von der unverzichtbaren Rolle einer freien Kunst in demokratischen Gesellschaften. Vom uralten Bedürfnis des Menschen, Geschichten erzählt zu bekommen. Von der Sehnsucht nach Staunen, Verzauberung und Auseinandersetzung.
Diejenigen, die derlei noch nicht am eigenen Leibe beziehungsweise der eigenen Seele erfahren haben, wird das freilich nicht überzeugen. Wie aber kann man möglichst vielen Menschen solche Erfahrungen zugänglich machen? In aller Regel werden die Theater in die Pflicht genommen: Ihr müsst dafür sorgen, dass eure teuren Häuser voll sind! Das ist nur zum Teil richtig. Natürlich müssen die Theater die richtigen Angebote machen. Aber dass diese überhaupt als solche erkannt werden, dafür braucht es viele Mitwirkende, von Familien und Elternhäusern über die Schulen bis hin zu den Medien.
Kunst und Kultur drohen immer mehr hinter einem immer lauter werdenden multimedialen Rauschen zu verschwinden, das seine höchste Blüte in skurrilen, nicht selten sinnfreien Kurzvideos zu entfalten scheint. Die Stadt Würzburg und der Freistaat jedenfalls haben an ihrem Ende der Gleichung erstmal alles richtig gemacht: Sie haben trotz aller Krisen, Pannen und Rückschläge einen würdigen Ort für Staunen, Verzauberung und Auseinandersetzung geschaffen. Und das ist eine der sehr seltenen, sehr guten Nachrichten dieser Tage.
Natürlich werden zu diesem oder anderen Beiträgen über die Eröffnung des Kleinen Hauses des Mainfranken Theaters wieder die üblichen Kommentare eingehen: So viel Geld, das doch andernorts viel dringender gebraucht werde. So viel Aufwand für ein kleines Häufchen privilegierter Bildungshungriger. Und natürlich könnte man hier die üblichen Gegenargumente auflisten: Von der unverzichtbaren Rolle einer freien Kunst in demokratischen Gesellschaften. Vom uralten Bedürfnis des Menschen, Geschichten erzählt zu bekommen. Von der Sehnsucht nach Staunen, Verzauberung und Auseinandersetzung.
Diejenigen, die derlei noch nicht am eigenen Leibe beziehungsweise der eigenen Seele erfahren haben, wird das freilich nicht überzeugen. Wie aber kann man möglichst vielen Menschen solche Erfahrungen zugänglich machen? In aller Regel werden die Theater in die Pflicht genommen: Ihr müsst dafür sorgen, dass eure teuren Häuser voll sind! Das ist nur zum Teil richtig. Natürlich müssen die Theater die richtigen Angebote machen. Aber dass diese überhaupt als solche erkannt werden, dafür braucht es viele Mitwirkende, von Familien und Elternhäusern über die Schulen bis hin zu den Medien.
Kunst und Kultur drohen immer mehr hinter einem immer lauter werdenden multimedialen Rauschen zu verschwinden, das seine höchste Blüte in skurrilen, nicht selten sinnfreien Kurzvideos zu entfalten scheint. Die Stadt Würzburg und der Freistaat jedenfalls haben an ihrem Ende der Gleichung erstmal alles richtig gemacht: Sie haben trotz aller Krisen, Pannen und Rückschläge einen würdigen Ort für Staunen, Verzauberung und Auseinandersetzung geschaffen. Und das ist eine der sehr seltenen, sehr guten Nachrichten dieser Tage.
Text von
Mathias Wiedemann
Chefreporter Kultur, Regionalredaktion bei der Main-Post