Mehr als 130 Schüler und Lehrer des ehrwürdigen Riemenschneider-Gymnasiums – gegründet im Jahre 1886 - warteten bereits zu dieser für einen Rentner sehr frühen Morgenstunde auf den Zeitzeugen der 2. Deutschen Diktatur, um vielleicht etwas Authentisches und hautnah Erlebtes über die Zustände in der 1989 untergegangenen DDR zu erfahren als im üblichen Geschichtsunterricht. Selbst der kommissarische Intendant Georg Rootering ließ es sich nicht nehmen, in das vollbesetzte Foyer hineinzuschauen.
An diesem Tag hätte ich mich allerdings zweiteilen wollen. Denn am Vortage, spätabends gegen 20.40 Uhr, wurde im Deutschen Bundestag in Berlin seitens der Abgeordneten über die materielle Situation der ehemaligen Opfer des SED-Regimes diskutiert und nach einer ca. einstündigen Debatte endlich und eigentlich wider Erwarten das 6. Gesetz zur Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in der ehemaligen DDR beschlossen. Wie gerne hätte ich diesem Akt der Wiedergutmachung, des Respekts und der Anerkennung der Lebensleistung politisch Verfolgter in der ehemaligen DDR persönlich oben auf der Tribüne beigewohnt!
Aufgrund meiner vorher zugesagten Würzburg-Verpflichtung gegenüber der Theaterpädagogin Jenny Holzer vom Mainfranken Theater in Kooperation mit Dr. Frank Hoffmann vom Institut für Deutschlandforschung der Uni Bochum konnte ich der Tribünen-Einladung unserer SED-Opferbeauftragten Evelyn Zupke leider nicht Folge leisten. Wie sollte ich auch Donnerstagabend um 22 Uhr auch noch nach Würzburg kommen, um Freitag früh (s.o.) frisch und munter den Schülern über meine 35 DDR-Jahre zu berichten?
Also beobachtete ich das parlamentarische Treiben zwangsläufig, aber ganz gemütlich, aus dem ehrwürdigen Würzburger Bürgerspital bei einem Gläschen guten Silvaner im Parlaments-TV auf meinem IPhone .
Wenn zwar nur aus der Ferne, war es dennoch eine Genugtuung mitzuerleben, nach jahrzehntelangem Kampf um moralische und materielle Anerkennung endlich eine annehmbare Ziellinie überquert zu wissen in unserem bisherigen ungleichen Wettstreit mit den sich in die Demokratie herübergeretteten ehemaligen System-trägern des DDR-Regimes.
Von dieser großartigen Stimmung beseelt, trat ich am nächsten Morgen vor die ungewöhnlich große und interessierte Schülerzahl, um ihnen meine Genese vom sozialistisch geprägten DDR-Schüler zum Staatsfeind des SED-Regimes in Wort und Bild zu präsentieren.
Anhand der vielen interessierten und klugen Fragestellungen seitens der jungen Zuhörer im Anschluss kann ich davon ausgehen, dass mein Vortrag, der Ergänzung des Geschichtsunterrichts als auch der Demokratieerziehung dienend, seine positive Wirkung nicht verfehlt hat.
Ein lang anhaltender Beifall am Ende der Zeitzeugen-Veranstaltung war der dankbar angenommene Lohn für den Vortragenden. Er bedeutet für uns Zeitzeugen: Weitermachen!
Während für mich der Weg zum Würzburger Hauptbahnhof folgte, begann für die Gymnasiasten Teil 2 des außergewöhnlichen Freitag-Geschichtsunterrichts, nämlich die spannende und authentische Aufführung von Das schweigende Klassenzimmer auf der hauseigenen Probebühne.
Mit dem Erleben dieses Theaterstücks nach dem Buch von Dietrich Garstka dürfte dem letzten Schüler an diesem Tage der Unterschied zwischen stalinistischer Diktatur und gelebter Demokratie in einem freien Deutschland klargeworden sein...
(Würzburg, Foyer Mainfranken Theater am 31. Januar 2025 um 9:30 Uhr)
Text: Felix Heinz Holtschke
An diesem Tag hätte ich mich allerdings zweiteilen wollen. Denn am Vortage, spätabends gegen 20.40 Uhr, wurde im Deutschen Bundestag in Berlin seitens der Abgeordneten über die materielle Situation der ehemaligen Opfer des SED-Regimes diskutiert und nach einer ca. einstündigen Debatte endlich und eigentlich wider Erwarten das 6. Gesetz zur Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in der ehemaligen DDR beschlossen. Wie gerne hätte ich diesem Akt der Wiedergutmachung, des Respekts und der Anerkennung der Lebensleistung politisch Verfolgter in der ehemaligen DDR persönlich oben auf der Tribüne beigewohnt!
Aufgrund meiner vorher zugesagten Würzburg-Verpflichtung gegenüber der Theaterpädagogin Jenny Holzer vom Mainfranken Theater in Kooperation mit Dr. Frank Hoffmann vom Institut für Deutschlandforschung der Uni Bochum konnte ich der Tribünen-Einladung unserer SED-Opferbeauftragten Evelyn Zupke leider nicht Folge leisten. Wie sollte ich auch Donnerstagabend um 22 Uhr auch noch nach Würzburg kommen, um Freitag früh (s.o.) frisch und munter den Schülern über meine 35 DDR-Jahre zu berichten?
Also beobachtete ich das parlamentarische Treiben zwangsläufig, aber ganz gemütlich, aus dem ehrwürdigen Würzburger Bürgerspital bei einem Gläschen guten Silvaner im Parlaments-TV auf meinem IPhone .
Wenn zwar nur aus der Ferne, war es dennoch eine Genugtuung mitzuerleben, nach jahrzehntelangem Kampf um moralische und materielle Anerkennung endlich eine annehmbare Ziellinie überquert zu wissen in unserem bisherigen ungleichen Wettstreit mit den sich in die Demokratie herübergeretteten ehemaligen System-trägern des DDR-Regimes.
Von dieser großartigen Stimmung beseelt, trat ich am nächsten Morgen vor die ungewöhnlich große und interessierte Schülerzahl, um ihnen meine Genese vom sozialistisch geprägten DDR-Schüler zum Staatsfeind des SED-Regimes in Wort und Bild zu präsentieren.
Anhand der vielen interessierten und klugen Fragestellungen seitens der jungen Zuhörer im Anschluss kann ich davon ausgehen, dass mein Vortrag, der Ergänzung des Geschichtsunterrichts als auch der Demokratieerziehung dienend, seine positive Wirkung nicht verfehlt hat.
Ein lang anhaltender Beifall am Ende der Zeitzeugen-Veranstaltung war der dankbar angenommene Lohn für den Vortragenden. Er bedeutet für uns Zeitzeugen: Weitermachen!
Während für mich der Weg zum Würzburger Hauptbahnhof folgte, begann für die Gymnasiasten Teil 2 des außergewöhnlichen Freitag-Geschichtsunterrichts, nämlich die spannende und authentische Aufführung von Das schweigende Klassenzimmer auf der hauseigenen Probebühne.
Mit dem Erleben dieses Theaterstücks nach dem Buch von Dietrich Garstka dürfte dem letzten Schüler an diesem Tage der Unterschied zwischen stalinistischer Diktatur und gelebter Demokratie in einem freien Deutschland klargeworden sein...
(Würzburg, Foyer Mainfranken Theater am 31. Januar 2025 um 9:30 Uhr)
Text: Felix Heinz Holtschke