Wenn Tanzende Tanzende filmen

TanzXperiment online
Es ist eine langjährige Tradition am Mainfranken Theater Tänzerinnen und Tänzern die Möglichkeit zu bieten, eigene choreographische Arbeiten vorzustellen. Seit 2019 findet dies unter dem Titel TanzXperiment statt. In dieser Spielzeit präsentiert das Ensemble nun die vierte Expedition dieser Reihe – erstmals in Form von Tanz-Videos.

Da man sich vorerst noch nicht live im Theatersaal wiedersehen kann, hat sich auch die Tanzcompagnie der Hilfe des Mediums Film bedient, um auf diese Weise möglichst viele Zuschauerinnen und Zuschauer mit ihrer Kunst erreichen zu können. In dieser Expedition stellen sechs Ensemblemitglieder eigene Arbeiten vor.
Um die Stadt und ihre Umgebung in den Stücken einzufangen und in dieser Weise mit ihr in Kontakt zu treten, haben sich die Tänzerinnen und Tänzer an verschiedene Orte in und um Würzburg begeben. In Form von Soli, Duetten, aber auch Gruppen-Choreographien greifen die sechs neuen Kreationen unterschiedliche Themen auf.
Venetia Lim und Yester Mulens-Garcia im Tanzspeicher Würzburg
Maya Tenzer nutzte die Gelegenheit des choreographischen Projekts dazu in einen intensiven Austausch mit ihren Ensemble-Kolleginnen und -Kollegen zu treten. Dabei diskutierte sie Themen, wie „Kunst im Zeitalter der Klimakrise“ und die Frage „Was bringt Menschen zusammen?“. Aufnahmen aus diesen Gesprächen dienen als eine Art Klangteppich ihres Tanz-Videos. 

„Wie würdest du deinen Lieblingsfilm tanzen?“ Dieser Frage folgte Alba Valenciano López bei ihrer Kreation, und so inspirierte Eduardo Casanovas Pieles nicht nur den rosa Farbton, sondern auch die Kritik daran, dass es in unserer Gesellschaft zu häufig nur um das äußerliche Erscheinungsbild geht.

Spitznamen können unterschiedliche Ursprünge haben. Marcel Casablancas Choreografie Bicho Palo („Stabheuschrecke“) ist die Wiederaneignung eines abwertenden Spitznamens, den man ihm und er sich selbst gegeben hat. Das Solo reflektiert die Beziehung zum eigenen Körper und veranschaulicht die Reise zu Selbstachtung und Akzeptanz.

Wie für viele war das vergangene Jahr für das Ensemble prägend und so finden sich dessen
Spuren auch in den TanzXperimenten. Venetia Lim ebenso wie Yester Mulens-Garcia in
Zusammenarbeit mit Alba Valenciano Lopez schufen Duette, die sich mit ihren persönlichen,
emotionalen wie physischen Erfahrungen auseinandersetzen. 
Alba Valenciano López und Maya Tenzer auf einem Parkhaus in Würzburg
Social Distancing und Isolation zeigten die Bedeutung menschlicher Beziehungen sowie die Notwendigkeit von Gemeinschaft und Empathie – Erkenntnisse, die sich in den beiden Duetten widerspiegeln.

Individualität versus Gemeinsamkeit steht im Mittelpunkt von Tyrel Larsons Stück. Jeder Mensch ist einzigartig und doch sind wir alle als Menschen vereint. Dies soll sowohl durch zwei Tänzerinnen, die in ihrer Bewegung und Kleidung aufeinander abgestimmt sind, als auch durch die Szenerie in der Natur verdeutlicht werden, denn die umstehenden Bäume sind ebenfalls je einzigartig und doch gleich.

Der Wechsel von Tänzerin bzw. Tänzer zu Choreographin bzw. Choreograph bringt viele neue Aufgaben mit sich: von der Entwicklung eines Konzepts und einer Choreographie, über die Auswahl von Kostüm und Maske und schließlich in dieser Spielzeit auch die Entscheidung über Drehorte bis hin zur eigenhändigen Kameraführung und dem Schnitt des Films. Sogar die Musik wurde zum Teil von den Tänzerinnen und Tänzern selbst kreiert und eingespielt.
Tänzerin Maya Tenzer und Ballettdirektorin Dominique Dumais beim Dreh auf dem Sportplatz in Versbach
DANKSAGUNG
Ein besonderer Dank geht an Stefan Schill, Wolfgang Weber und Tobias Kretschmer für die freundliche Unterstützung, sowie Pater Alfons und die Augustinerkirche Würzburg, den Sportbund Versbach und den Tanzspeicher Würzburg für die großzügige Gastfreundschaft.