Tanz

Das Ballhaus

Über einen besonderen Ort und die Bewegung geschleuderter Körper in "Lottes Ballhaus"
„In Lottes Ballhaus kannst du sein, wer du willst“, heißt es zu Beginn des Tanzstücks, das sich zwei großen Formen des Paartanzes widmet: Walzer und Tango. Doch was steckt hinter diesem Ort, Lottes Ballhaus?

Ein Ballhaus im Sinne eines Ballsaals zeichnet sich als Ort der Gemeinschaft aus, in dem man für einen Abend alle Sorgen vergessen und ausgelassen gemeinsam tanzen und feiern kann. Dabei bietet es einen idealen Raum für das Zusammenspiel von Tanz und Musik. An diesem Ort, der das Zusammenkommen in großer Gesellschaft zelebriert, kann man zugleich für einen Moment in eine eigene Welt der intimen Zweisamkeit eintauchen.

Ein Ball im Sinne eines Tanzfestes geht über spätlateinisch ballare („tanzen“) auf das griechische Wort bállein („werfen, schleudern“) zurück. So bezeichnet etwa auch die Ballistik die Lehre von der Bewegung geschleuderter oder geschossener Körper.

Der Tanz stand nicht immer im Mittelpunkt der besagten Gebäude: Im späten 15. Jahrhundert entstanden in Italien die ersten Ballhäuser, damals noch im Sinne eines Ballspielhauses, denn die Bauten wurden an fürstlichen Höfen vornehmlich für das sogenannte Jeu de Paume (Vorläufer des Tennis) eingerichtet. So ließ auch Herzog Wilhelm V. 1579 eine entsprechende Sportstätte in der Münchner Residenz erbauen. Immer mehr wurden Ballhäuser auch zu Theatern umfunktioniert, da sich die geräumigen, länglichen Bauten als Spielstätte eigneten. Erst ab dem 19. Jahrhundert wurde die Bezeichnung auch für Ballsäle oder Tanzlokale verwendet.
Das Tanzensemble in Lottes Ballhaus | Foto: Nik Schölzel
Zu den bekanntesten Ballhäusern in Deutschland zählen etwa das Ballhof-Theater in Hannover sowie mit zwei Berliner Häusern das Ballhaus in der Naunynstraße in Kreuzberg, 1863 als Tanzsaal erbaut und inzwischen als Theater und Kulturzentrum genutzt, sowie das seit 1913 bis heute als Tanzlokal gefeierte Clärchens Ballhaus in Berlin-Mitte.

Auch für Würzburg lassen sich nach Thomas Memmingers „Würzburgs Straßen und Bauten“ mindestens folgende Ballhäuser ermitteln: 1. Huttenscher Garten (Virchowstraße 2), 2. Ballhaus des Adels (Sanderstraße 9), 3. Fürstbischöfliches Ballhaus (Residenz Orangerie), 4. Ballsaal der Harmonie (Paradeplatz 1), 5. Platzscher Garten (Friedrich-Ebert-Ring), 6. Gut Smolensk (Grombühlstraße 4) und 7. Luisengarten (Martin-Luther-Straße).

Thomas Mika, der das Bühnenbild für Lottes Ballhaus entwarf, erklärt: „Ich habe für Lottes Ballhaus versucht einen Raum zu schaffen, der beide Welten von Walzer und Tango in sich vereinen kann, der sich wie ein Bogen über beide Teile des Abends legen und zugleich von etwas Vergangenem erzählen kann. Die Optik zitiert mit der Ornamentik die europäische Kultur. Die Lamellenstruktur der Wände hingegen zitiert Fensterläden in Südamerika, durch die Licht in den Raum hereinbrechen kann. Die Doppelwandigkeit ist als Sinnbild für ein die Wände leben oder was die Wände schon erlebt oder gesehen haben zu verstehen.“ Von dem besonderen Ort, Lottes Ballhaus, und der Bewegung elegant geschleuderter Körper können Sie sich weiterhin in der Theaterfabrik Blaue Halle selbst ein Bild machen.

LOTTES BALLHAUS
DIE NÄCHSTEN VORSTELLUNGEN
Sonntag, 22.5. | 18:00 Uhr
Freitag, 27.5. | 19:30 Uhr
Sonntag, 29.5. | 15:00 Uhr

Einführungen 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Theaterfabrik Blaue Halle

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