„Ich ginge so gerne nach Brasilien, ja nach Brasilien ging’ ich gerne.“ So heißt es, wenn man den Text um Jandls Sprachverdrehungen und Sprachmischungen kürzt, in „Calypso“, dem titelgebenden Text der nächsten Schauspielproduktion. Damit schließt diese Aufführung unmittelbar an den Liederabend Sehnsuchtswild! an, in dem die Schauspielerinnen und Schauspieler persönliche Sehnsuchtserfahrungen singend und spielend präsentieren. Bei Ernst Jandl geht es immer wieder um die Sehnsucht nach einem Land mit einer anderen, positiveren Geschichte.
„Gerntauschen, gerntauschen, irgendein Land, irgendein Land“ heißt es an anderer Stelle.
Jandl war als vierzehnjähriger Schüler in Wien bei der Rede Hitlers am Heldenplatz Augenzeuge – auch sein Gedicht „wien: heldenplatz“ erzählt davon – und geht dieser Erfahrung literarisch auf immer wieder neue Weise in seinem Werk nach. Sein lebenslanges Verzweifeln daran, wie in einer Nation mit der Wiener Staatsoper und dem Burgtheater der Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus mit all seinen Folgen sich ereignen konnte, bleibt bestehen. „In Kunst heute viel nicht gut sein“ lautet seine widersprüchliche Diagnose.
„Gerntauschen, gerntauschen, irgendein Land, irgendein Land“ heißt es an anderer Stelle.
Jandl war als vierzehnjähriger Schüler in Wien bei der Rede Hitlers am Heldenplatz Augenzeuge – auch sein Gedicht „wien: heldenplatz“ erzählt davon – und geht dieser Erfahrung literarisch auf immer wieder neue Weise in seinem Werk nach. Sein lebenslanges Verzweifeln daran, wie in einer Nation mit der Wiener Staatsoper und dem Burgtheater der Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus mit all seinen Folgen sich ereignen konnte, bleibt bestehen. „In Kunst heute viel nicht gut sein“ lautet seine widersprüchliche Diagnose.
Angesichts der ausführlichen Debatte, ob Gedichte zum Laut-Lesen geeignet seien oder nicht, macht der Theaterabend erfahrbar, mit wie großem Vergnügen diese Jandl-Texte zu hören und sehen sind. Der Sprachwitz, die Sprachanarchie zeigen sich akustisch vorgetragen nochmals besonders deutlich, Jandl nennt seine Stücke offenbar sehr zutreffend Sprechoper. Und der politische Charakter vieler Texte zielt außerdem geradezu offensiv auf die gemeinsame Rezeption in Gesellschaft, also im Theater, um sich so der gemeinsamen politischen Haltung zu versichern – oder sie in Frage zu stellen. Jandl zeichnet in seinen Texten auch ein Bild des Künstlers in der Gesellschaft. Die Aufgabe der Kunst sieht er in der Wachsamkeit und der Aufmerksamkeit für politische und gesellschaftliche Fehlentwicklungen: „Ich bin Künstler. Ich bin Seismograf, ich spüre Erdbeben“, heißt es, verändert
durch die Jandlsche Diktion, in seinem Stück die humanisten mehrmals.
Weitere Klischees der Künstlerexistenz werden exemplarisch durchgespielt, vom Rauchen bis hin zum Genuss von Wein, Wodka und Whiskey als unverzichtbare Bestandteile des künstlerischen Prozesses.
In dem von uns selbst montierten Theaterabend wird auch der gelegentlich anstrengende Prozess des Erschaffens von Kunst gezeigt. Gerade die Schreibgeräte vom Bleistift bis hin zum Füller und zur Schreibmaschine beschäftigen Jandl immer wieder, die Angst vor dem leeren weißen Blatt Papier, die so viele Autorinnen und Autoren kennen, führt er uns mit Genuss vor. Für das Schauspiel-Ensemble lassen sich zudem Parallelen entdecken: Die Erfahrung, über das zentrale Gerät zur Ausübung der eigenen Kunst nicht zu verfügen, beschäftigt die Sparte im Augenblick sehr, das Fehlen der adäquaten Spielstätten führt zu ähnlicher Verzweiflung, wie sie Jandl immer wieder beschreibt.
durch die Jandlsche Diktion, in seinem Stück die humanisten mehrmals.
Weitere Klischees der Künstlerexistenz werden exemplarisch durchgespielt, vom Rauchen bis hin zum Genuss von Wein, Wodka und Whiskey als unverzichtbare Bestandteile des künstlerischen Prozesses.
In dem von uns selbst montierten Theaterabend wird auch der gelegentlich anstrengende Prozess des Erschaffens von Kunst gezeigt. Gerade die Schreibgeräte vom Bleistift bis hin zum Füller und zur Schreibmaschine beschäftigen Jandl immer wieder, die Angst vor dem leeren weißen Blatt Papier, die so viele Autorinnen und Autoren kennen, führt er uns mit Genuss vor. Für das Schauspiel-Ensemble lassen sich zudem Parallelen entdecken: Die Erfahrung, über das zentrale Gerät zur Ausübung der eigenen Kunst nicht zu verfügen, beschäftigt die Sparte im Augenblick sehr, das Fehlen der adäquaten Spielstätten führt zu ähnlicher Verzweiflung, wie sie Jandl immer wieder beschreibt.
Dennoch will die Produktion Calypso kein Melodram sein. Es gibt sicherlich einiges zu Lachen und gelegentlich werden wir alle an Kinderspiele erinnert, bis hin zum Brechen sprachlicher Tabus: „in pissbooten / befahren pissboten / gepisste flüsse / gepisste meere / befahren sie / in pissoceanliners // an land / rieselt pisssand / durch ihre pissfinger“.