Fünf Fragen an...

Nils van der Horst, Schauspieler
Dramaturg Oliver Meyer traf Nils van der Horst, ein neues Mitglied des Schauspielensembles, zum Gespräch über Orientierung in Würzburg, Sommerlektüre und Vorfreude.

SIE SIND SEIT MAI IN WÜRZBURG, HABEN SIE DIE STADT SCHON ERKUNDET UND SCHON EINEN LIEBLINGSPLATZ AUSSERHALB DES THEATERS?

Ein klares Ja! Würzburg hat herausragend viele Kirchtürme und am Horizont sieht man eigentlich immer die Festung Marienberg — das sind gute Orientierungspunkte; mir fiel es von Tag zu Tag leichter, mein neues Zuhause auch ohne Navigationssystem zu finden. Ich fühle mich sehr wohl hier. Zeit verbringe ich gern im Hofgarten der Residenz und im Ringpark. Ich suche noch jemanden, der mir die Weinberge zeigt.
Nils van der Horst | Foto: Nik Schölzel
WENN SIE AN DIE KOMMENDE SPIELZEIT DENKEN – WORAUF FREUEN SIE SICH BESONDERS?

Ich freue mich tierisch auf die Eröffnung des neu errichteten Kleinen Hauses und auf Emilia Galotti. Gotthold Ephraim Lessing ist ein außerordentliches Sprachtalent und mich begeistert meine Rolle jetzt schon: Graf Appiani will die Titelfigur heiraten, obwohl deren Verbindung als ein Missbündnis gilt. Turbulenzen vorprogrammiert! Ich sitze auf heißen Kohlen und kann die Premiere kaum erwarten. Zurzeit probiere ich mit all meinen Kolleginnen und Kollegen Roland Schimmelpfennigs Der Kreis um die Sonne, als Teil des Eröffnungsdoppelabends im Kleinen Haus. Es ist großartig, dass die neue Spielstätte mit dem gesamten Ensemble eröffnet wird.
Mich interessieren zwielichtige Strippenzieher im Hintergrund.
Nils van der Horst
VON WELCHEM:R AUTOR:IN MÖCHTEN SIE GERNE EINMAL EIN STÜCK SPIELEN?

Als Theaterfan und Rampensau sage ich natürlich: Shakespeare. Zum Beispiel Hamlet. Das ist ein besonders schräger Vogel, aber sehr intelligent. Trotzdem können auch diese gewaltigen Rollen nur großartig sein, wenn es Mitspieler:innen gibt. Mich interessieren zwielichtige Strippenzieher im Hintergrund manchmal mehr als die vorderste Front; oder eben kultige Sympathieträger wie Falstaff , die ihre Worte auf dem Herzen offen vor sich hertragen. Oder Lord Oberon aus Ein Sommernachtstraum, der die Feenwelt auf den Kopf stellt und Jahreszeiten, Untertanen sowie seine Ehefrau um den Verstand bringt. Aber auch Wer hat Angst vor Virginia Woolf von Albee mit der Figur des George reizt mich sehr.

WELCHES BUCH NEHMEN SIE ALS SOMMERLEKTÜRE MIT ODER KÖNNEN SIE UNBEDINGT WEITEREMPFEHLEN?

„My Stroke of Insight“ von Dr. Jill Bolte-Taylor, einer Neurowissenschaftlerin aus den USA, die einen Schlaganfall erlitt. Sie erzählt eindrucks-voll von ihrem schrittweisen Zerfall zur hilflosen Patientin binnen eines Vormittags. Daraus speisen sich Erkenntnisse und ein Weltbild, von dem wir viel lernen können.

LETZTE FRAGE: KAFFEE ODER TEE?

Ich bin seit jeher Teetrinker. Kaffee macht mich nervös.
ZUR PERSON
Nils van der Horst, geboren und aufgewachsen in Nordhessen, ist seit Mai 2022 festes Ensemblemitglied am Mainfranken Theater Würzburg. Vor seiner Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg studierte er an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Theaterwissenschaft und Philosophie.
In der Spielzeit 22/23 ist er unter anderem in Der Kreis um die Sonne und in Ente, Tod und Tulpe zu sehen.

Beitrag von