Mit "Kabale und Liebe" wird Friedrich Schillers Sturm-und-Drang-Stück über die junge Liebe Ferdinands und Luises, der sich familiäre Erwartungen und starre Gesellschaftsstrukturen entgegenstellen, als erste Schauspielpremiere der neuen Spielzeit auf die Bühne gebracht. Während der Proben unterhielt sich die Autorin dieses Beitrags mit dem Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner Marcel Keller über seine Dreifachfunktion.
KATHARINA FRÖHLICH: Wann bist Du das erste Mal in Berührung mit "Kabale und Liebe" gekommen?
MARCEL KELLER: Das muss so in der fünften oder sechsten Klasse gewesen sein. Mein Patenonkel hatte damals die Karten besorgt und mich mitgenommen.
KATHARINA FRÖHLICH: Mittlerweile hast du selbst schon einige Erfahrung als Regisseur und vor allem als Bühnen- und Kostümbildner gesammelt. Wie gehst du nun mit diesem klassischen Stoff um?
MARCEL KELLER: Die Aktualität eines Stoffes beweist sich nicht dadurch, dass man ihn mittels moderner Kostüme ins Heute überträgt. Ich finde es viel spannender, wenn ich als Zuschauer den Stoff entdecken und mich in der Geschichte verlieren kann. Wenn jeder Schauspieler seine Figur so vertritt, dass ich gar nicht eindeutig Partei ergreifen kann. Alle Figuren, inklusive der „heiligen“ Luise, haben auch ihre Schattenseiten. Ich möchte begreifen, woher ihr Verhalten kommt. Das zu entdecken, finde ich eben viel interessanter, als die Behauptung: So ist die Welt zu verstehen.
KATHARINA FRÖHLICH: Es passiert nicht oft, dass die Konzepte für Bühne, Kostüme und Inszenierung aus einer Feder stammen. Wo setzt Du zuerst an?
MARCEL KELLER: Es geht im Grunde genommen darum, einen Spielplatz für die Figuren zu schaffen und dann bei den Proben innerhalb dieses gesteckten Rahmens größtmögliche Freiheiten für die szenische Arbeit zu haben. Dabei habe ich zunächst versucht herauszufinden, welche Möglichkeiten es gibt, für den jeweiligen Ort einen Fokus zu schaffen, der es ermöglicht, sich zu orientieren, aber auch der Fantasie genug Raum lässt. Ich hatte sehr früh die Idee, dass alles im Raum schweben soll und nicht komplett verankert ist. Die Behauptung der Welt von "Kabale und Liebe" ist dort zu Ende, und das wird ganz bewusst gezeigt. Es soll bereits von Anfang an eine Anordnung geben, in der die Figuren nicht ganz eingebettet sind, bevor sie sich dann im Laufe des Stückes verlieren. Dem gegenüber stehen die konkret historischen Kostüme, die den geltenden Klassenunterschied klar machen und die entsprechenden Dimensionen aufzeigen.
KATHARINA FRÖHLICH: Das Idealbild der romantischen Liebe, das in Schillers bürgerlichem Trauerspiel behandelt wird, ist deutlich in der Zeit des Autors verankert. Was glaubst Du, woran vor allem jüngere Menschen im Publikum anknüpfen können?
MARCEL KELLER: Die Unbedingtheit und der Sprachreichtum, mit denen diese Liebe beschrieben wird. Die Bilder, die dort von Ferdinand und Luise gefunden werden, um ihre Gefühle auszudrücken, sind trotz aus heutiger Sicht befremdlicher Wortwahl verständlich. Und ich glaube gerade, wenn man als junger Mensch das erste Mal verliebt ist, ist man mit all diesen Details beschäftigt. Das ist ja deshalb interessant, weil es eine Entdeckung ist. Der Wert einer Liebe ist in dem Moment so kostbar, weil man denkt, dass man das gerade nur selbst erleben kann und andere keine Ahnung davon haben. Und das ist auch gut so.
KATHARINA FRÖHLICH: Wann bist Du das erste Mal in Berührung mit "Kabale und Liebe" gekommen?
MARCEL KELLER: Das muss so in der fünften oder sechsten Klasse gewesen sein. Mein Patenonkel hatte damals die Karten besorgt und mich mitgenommen.
KATHARINA FRÖHLICH: Mittlerweile hast du selbst schon einige Erfahrung als Regisseur und vor allem als Bühnen- und Kostümbildner gesammelt. Wie gehst du nun mit diesem klassischen Stoff um?
MARCEL KELLER: Die Aktualität eines Stoffes beweist sich nicht dadurch, dass man ihn mittels moderner Kostüme ins Heute überträgt. Ich finde es viel spannender, wenn ich als Zuschauer den Stoff entdecken und mich in der Geschichte verlieren kann. Wenn jeder Schauspieler seine Figur so vertritt, dass ich gar nicht eindeutig Partei ergreifen kann. Alle Figuren, inklusive der „heiligen“ Luise, haben auch ihre Schattenseiten. Ich möchte begreifen, woher ihr Verhalten kommt. Das zu entdecken, finde ich eben viel interessanter, als die Behauptung: So ist die Welt zu verstehen.
KATHARINA FRÖHLICH: Es passiert nicht oft, dass die Konzepte für Bühne, Kostüme und Inszenierung aus einer Feder stammen. Wo setzt Du zuerst an?
MARCEL KELLER: Es geht im Grunde genommen darum, einen Spielplatz für die Figuren zu schaffen und dann bei den Proben innerhalb dieses gesteckten Rahmens größtmögliche Freiheiten für die szenische Arbeit zu haben. Dabei habe ich zunächst versucht herauszufinden, welche Möglichkeiten es gibt, für den jeweiligen Ort einen Fokus zu schaffen, der es ermöglicht, sich zu orientieren, aber auch der Fantasie genug Raum lässt. Ich hatte sehr früh die Idee, dass alles im Raum schweben soll und nicht komplett verankert ist. Die Behauptung der Welt von "Kabale und Liebe" ist dort zu Ende, und das wird ganz bewusst gezeigt. Es soll bereits von Anfang an eine Anordnung geben, in der die Figuren nicht ganz eingebettet sind, bevor sie sich dann im Laufe des Stückes verlieren. Dem gegenüber stehen die konkret historischen Kostüme, die den geltenden Klassenunterschied klar machen und die entsprechenden Dimensionen aufzeigen.
KATHARINA FRÖHLICH: Das Idealbild der romantischen Liebe, das in Schillers bürgerlichem Trauerspiel behandelt wird, ist deutlich in der Zeit des Autors verankert. Was glaubst Du, woran vor allem jüngere Menschen im Publikum anknüpfen können?
MARCEL KELLER: Die Unbedingtheit und der Sprachreichtum, mit denen diese Liebe beschrieben wird. Die Bilder, die dort von Ferdinand und Luise gefunden werden, um ihre Gefühle auszudrücken, sind trotz aus heutiger Sicht befremdlicher Wortwahl verständlich. Und ich glaube gerade, wenn man als junger Mensch das erste Mal verliebt ist, ist man mit all diesen Details beschäftigt. Das ist ja deshalb interessant, weil es eine Entdeckung ist. Der Wert einer Liebe ist in dem Moment so kostbar, weil man denkt, dass man das gerade nur selbst erleben kann und andere keine Ahnung davon haben. Und das ist auch gut so.
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