KATHARINA FRÖHLICH: Für die Proben gelten seit Beginn die Einschränkungen, denen wir durch
Corona auch im Alltag ausgesetzt sind. Inwiefern hat dich das in deiner Arbeit beeinflusst?
TIM EGLOFF: Manche Wege können durch die Maßnahmen zwar von Anfang an nicht gegangen werden, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es uns wahnsinnig behindert. Es gibt uns eher etwas, woran wir uns abarbeiten müssen: z.B. die Frage wie man einen Strangulierungsmord erzählt, ohne sich zu berühren. Das macht dann sogar Spaß. Man muss sich öffnen, um nach anderen Wegen zu suchen. Das verschiebt nochmal was in eine Richtung, die man vielleicht anders nicht finden würde.
KATHARINA FRÖHLICH: Auf welchen Weg hast du dich inhaltlich durch Dürrenmatts Klassiker begeben?
TIM EGLOFF: Was ich so spannend an den Physikern finde, ist die Frage nach der persönlichen Verantwortung in Bezug auf die Entwicklung der Welt. Das Dilemma von Möbius, der die Weltformel entdeckt und sich entschließt sein
restliches Leben im Irrenhaus zu verbringen, um so die Menschheit vor dem möglichen Untergang zu bewahren, kam mir in meiner Erinnerung immer sehr theoretisch vor. Dieses Gedankenspiel der Kluft zwischen wissenschaftlicher
Erkenntnis und politischer Entscheidung hat uns auf den Proben oft beschäftigt. Was wäre, wenn jemand käme und uns sagen würde, es werden alle Probleme der Welt auf einmal gelöst sein, wenn wir jetzt alle für immer auf
dieser Probebühne blieben? Wir sind schnell zu dem Schluss gekommen, dass man fast froh ist, wenn man diese Frage nicht beantworten muss. Man müsste dort für immer bleiben und könnte sein „normales Leben“ nicht weiterführen. Das war natürlich zu Zeiten von Corona leichter vorstellbar für uns als sonst.
KATHARINA FRÖHLICH: Als Dürrenmatt das Stück schrieb, waren die Kernspaltung und die dadurch ermöglichte Entwicklung der Atombombe wissenschaftliche Themen, die in der Wahrnehmung der Menschen eine ganz konkrete Gefahr darstellten. Wie ist das heute?
TIM EGLOFF: Die Atomkraft und die Atombombe sind heute ja auch noch etwas Beängstigendes,
aber das kennt man mittlerweile. Wir haben uns Übereinstimmung mit den Stimmfächern unseres dann gefragt, was aktuell auch so eine Macht bedeuten könnte. Das, was uns gerade in verschiedenen Kontexten beschäftigt und uns bei der Frage nach Verantwortung abholt, sind neben den großen Themen Klimawandel und Corona auch der technologische Fortschritt und die Informationsindustrie. Wir haben in dem Zusammenhang auch oft über Mark Zuckerberg gesprochen, weil wir mit Florian Innerebner einen etwas jüngeren Möbius besetzt
haben.
Zuckerberg hat aus einer College-Überlegung heraus etwas entwickelt, das Jahre später so groß und auf ganz anderen Ebenen mächtig geworden ist als wir es vorher kannten. Das ist auf den ersten Blick nicht so bedrohlich wie eine Atombombe, hat aber vielleicht eine ähnliche „Sprengkraft“, weil es viel mehr in unseren Alltag eingreift und sehr subtil Meinungen bildet. Das hat gesellschaftlich eine extreme Relevanz und stellt auch die Frage in den Raum, wie man mit Wissenschaft politisch umgeht.
Corona auch im Alltag ausgesetzt sind. Inwiefern hat dich das in deiner Arbeit beeinflusst?
TIM EGLOFF: Manche Wege können durch die Maßnahmen zwar von Anfang an nicht gegangen werden, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es uns wahnsinnig behindert. Es gibt uns eher etwas, woran wir uns abarbeiten müssen: z.B. die Frage wie man einen Strangulierungsmord erzählt, ohne sich zu berühren. Das macht dann sogar Spaß. Man muss sich öffnen, um nach anderen Wegen zu suchen. Das verschiebt nochmal was in eine Richtung, die man vielleicht anders nicht finden würde.
KATHARINA FRÖHLICH: Auf welchen Weg hast du dich inhaltlich durch Dürrenmatts Klassiker begeben?
TIM EGLOFF: Was ich so spannend an den Physikern finde, ist die Frage nach der persönlichen Verantwortung in Bezug auf die Entwicklung der Welt. Das Dilemma von Möbius, der die Weltformel entdeckt und sich entschließt sein
restliches Leben im Irrenhaus zu verbringen, um so die Menschheit vor dem möglichen Untergang zu bewahren, kam mir in meiner Erinnerung immer sehr theoretisch vor. Dieses Gedankenspiel der Kluft zwischen wissenschaftlicher
Erkenntnis und politischer Entscheidung hat uns auf den Proben oft beschäftigt. Was wäre, wenn jemand käme und uns sagen würde, es werden alle Probleme der Welt auf einmal gelöst sein, wenn wir jetzt alle für immer auf
dieser Probebühne blieben? Wir sind schnell zu dem Schluss gekommen, dass man fast froh ist, wenn man diese Frage nicht beantworten muss. Man müsste dort für immer bleiben und könnte sein „normales Leben“ nicht weiterführen. Das war natürlich zu Zeiten von Corona leichter vorstellbar für uns als sonst.
KATHARINA FRÖHLICH: Als Dürrenmatt das Stück schrieb, waren die Kernspaltung und die dadurch ermöglichte Entwicklung der Atombombe wissenschaftliche Themen, die in der Wahrnehmung der Menschen eine ganz konkrete Gefahr darstellten. Wie ist das heute?
TIM EGLOFF: Die Atomkraft und die Atombombe sind heute ja auch noch etwas Beängstigendes,
aber das kennt man mittlerweile. Wir haben uns Übereinstimmung mit den Stimmfächern unseres dann gefragt, was aktuell auch so eine Macht bedeuten könnte. Das, was uns gerade in verschiedenen Kontexten beschäftigt und uns bei der Frage nach Verantwortung abholt, sind neben den großen Themen Klimawandel und Corona auch der technologische Fortschritt und die Informationsindustrie. Wir haben in dem Zusammenhang auch oft über Mark Zuckerberg gesprochen, weil wir mit Florian Innerebner einen etwas jüngeren Möbius besetzt
haben.
Zuckerberg hat aus einer College-Überlegung heraus etwas entwickelt, das Jahre später so groß und auf ganz anderen Ebenen mächtig geworden ist als wir es vorher kannten. Das ist auf den ersten Blick nicht so bedrohlich wie eine Atombombe, hat aber vielleicht eine ähnliche „Sprengkraft“, weil es viel mehr in unseren Alltag eingreift und sehr subtil Meinungen bildet. Das hat gesellschaftlich eine extreme Relevanz und stellt auch die Frage in den Raum, wie man mit Wissenschaft politisch umgeht.