Das Mainfranken Theater Würzburg vergibt sein Leonhard-Frank-Stipendium zur Förderung zeitgenössischer Dramatik an Fayer Koch. Dies hat die Jury, bestehend aus der Autorin und Übersetzerin Ulrike Syha, Schauspieldirektorin Barbara Bily, der Schauspieldramaturgie und der Schauspielerin Laura Storz, entschieden. Das Leonhard-Frank-Stipendium wird für das Jahr 2025 zum achten Mal vom Mainfranken Theater verliehen.
In ihrer Laudatio auf Fayer Koch schreibt Ulrike Syha: „Fayer Kochs Texte sind vor allem eines: zeitgenössisch im besten Sinne. Sie umkreisen Themen, die stark im Hier und Jetzt verankert sind, loten immer noch bestehende Tabus aus und untersuchen aktuelle Diskurse und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen. Fayer Koch bedient sich dabei einer hochsensiblen Sprache, die mal melancholisch, mal humorvoll überzeichnet daherkommt und uns tief in unerforschte Seelenwelten blicken lässt.“
Intendant Markus Trabusch äußert: „Mit dem Leonhard-Frank-Stipendium leistet Würzburg einen wichtigen Teil zur Förderung deutscher Gegenwartsdramatik. Ich freue mich über den produktiven Austausch zwischen Autor:innen und dem Mainfranken Theater, den das Stipendium nun seit acht Jahren ermöglicht und der spannende neue Texte und Aufführungen für das Würzburger Publikum hervorbringt. Ich danke Ulrike Syha für Ihre Beteiligung in der Auswahljury.“
Fayer Koch wurde 1989 in Bielefeld geboren. Koch studierte Linguistik an der Universität Potsdam und anschließend Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Für den Theatertext Anorexia Feelgood Songs (2020) erhielt Fayer Koch den Preis der Jury bei den Tagen der Jungen Dramatik 2020 in Magdeburg/Braunschweig. Der Text wurde auf die Shortlist des Deutschen Jugendtheaterpreises gesetzt. Für Riesen Probleme (2024) erhielt Koch den Preis der Jury beim deutsch-niederländischen Autor:innenpreis Kaas & Kappes.
Fayer Koch wird vom Rowohlt-Theater-Verlag vertreten. Koch lebt und arbeitet in Leipzig.
Mit dem Erhalt des Stipendiums beginnt für Fayer Koch eine enge Zusammenarbeit mit der Schauspieldramaturgie des Mainfranken Theaters. „Ein Theaterabend ist ein kollektives Kunstwerk“, schreibt Koch, „und auch das Schreiben fürs Theater funktioniert am besten, wenn das aufführende Haus von Anfang an Teil des Prozesses ist. Das Leonhard-Frank-Stipendium ermöglicht mir genau so ein Arbeiten. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen und freue mich auf alles, was kommt.“
Das Leonhard-Frank-Stipendium bildet einen wichtigen Baustein in der Auseinandersetzung des Theaters mit zeitgenössischer Dramatik. Nachdem Schauspieldirektorin Barbara Bily in den letzten Jahren bereits Svenja Viola Bungarten, Maria Milisavljević, Roland Schimmelpfennig, Felicia Zeller und Ulrike Syha für die Jury gewinnen konnte, wird im kommenden Jahr die Autorin Kathrin Röggla der Jury angehören.
Zu den Stipendiat:innen der vergangenen Jahre zählen u.a. die Autor:innen Fabienne Dür (2019), Dorian Brunz (2020), Charlotte Gneuß (2022), Elisabeth Pape (2023) und Annika Henrich (2024).
Das Leonhard-Frank-Stipendium zur Förderung zeitgenössischer Dramatik wird vom Mainfranken Theater vergeben und durch den Theater- und Orchesterförderverein Würzburg ermöglicht. Über eine Laufzeit von jeweils einem Kalenderjahr erhält ein:e Autor:in eine monatliche Zuwendung in Höhe von 750 Euro sowie eine kontinuierliche Begleitung durch die Schauspieldramaturgie. Ziel ist es, gemeinsam einen Theatertext zu entwickeln und diesen im Rahmen einer Lesung oder Uraufführung zu präsentieren.
Am 14. Februar 2025 kommt auf der Probebühne des Mainfranken Theaters das Stück Escape Love von Elisabeth Pape in der Regie von Albrecht Schröder zur Uraufführung, das im Rahmen des Leonhard-Frank-Stipendiums 2023 entstand.
In ihrer Laudatio auf Fayer Koch schreibt Ulrike Syha: „Fayer Kochs Texte sind vor allem eines: zeitgenössisch im besten Sinne. Sie umkreisen Themen, die stark im Hier und Jetzt verankert sind, loten immer noch bestehende Tabus aus und untersuchen aktuelle Diskurse und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen. Fayer Koch bedient sich dabei einer hochsensiblen Sprache, die mal melancholisch, mal humorvoll überzeichnet daherkommt und uns tief in unerforschte Seelenwelten blicken lässt.“
Intendant Markus Trabusch äußert: „Mit dem Leonhard-Frank-Stipendium leistet Würzburg einen wichtigen Teil zur Förderung deutscher Gegenwartsdramatik. Ich freue mich über den produktiven Austausch zwischen Autor:innen und dem Mainfranken Theater, den das Stipendium nun seit acht Jahren ermöglicht und der spannende neue Texte und Aufführungen für das Würzburger Publikum hervorbringt. Ich danke Ulrike Syha für Ihre Beteiligung in der Auswahljury.“
Fayer Koch wurde 1989 in Bielefeld geboren. Koch studierte Linguistik an der Universität Potsdam und anschließend Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Für den Theatertext Anorexia Feelgood Songs (2020) erhielt Fayer Koch den Preis der Jury bei den Tagen der Jungen Dramatik 2020 in Magdeburg/Braunschweig. Der Text wurde auf die Shortlist des Deutschen Jugendtheaterpreises gesetzt. Für Riesen Probleme (2024) erhielt Koch den Preis der Jury beim deutsch-niederländischen Autor:innenpreis Kaas & Kappes.
Fayer Koch wird vom Rowohlt-Theater-Verlag vertreten. Koch lebt und arbeitet in Leipzig.
Mit dem Erhalt des Stipendiums beginnt für Fayer Koch eine enge Zusammenarbeit mit der Schauspieldramaturgie des Mainfranken Theaters. „Ein Theaterabend ist ein kollektives Kunstwerk“, schreibt Koch, „und auch das Schreiben fürs Theater funktioniert am besten, wenn das aufführende Haus von Anfang an Teil des Prozesses ist. Das Leonhard-Frank-Stipendium ermöglicht mir genau so ein Arbeiten. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen und freue mich auf alles, was kommt.“
Das Leonhard-Frank-Stipendium bildet einen wichtigen Baustein in der Auseinandersetzung des Theaters mit zeitgenössischer Dramatik. Nachdem Schauspieldirektorin Barbara Bily in den letzten Jahren bereits Svenja Viola Bungarten, Maria Milisavljević, Roland Schimmelpfennig, Felicia Zeller und Ulrike Syha für die Jury gewinnen konnte, wird im kommenden Jahr die Autorin Kathrin Röggla der Jury angehören.
Zu den Stipendiat:innen der vergangenen Jahre zählen u.a. die Autor:innen Fabienne Dür (2019), Dorian Brunz (2020), Charlotte Gneuß (2022), Elisabeth Pape (2023) und Annika Henrich (2024).
Das Leonhard-Frank-Stipendium zur Förderung zeitgenössischer Dramatik wird vom Mainfranken Theater vergeben und durch den Theater- und Orchesterförderverein Würzburg ermöglicht. Über eine Laufzeit von jeweils einem Kalenderjahr erhält ein:e Autor:in eine monatliche Zuwendung in Höhe von 750 Euro sowie eine kontinuierliche Begleitung durch die Schauspieldramaturgie. Ziel ist es, gemeinsam einen Theatertext zu entwickeln und diesen im Rahmen einer Lesung oder Uraufführung zu präsentieren.
Am 14. Februar 2025 kommt auf der Probebühne des Mainfranken Theaters das Stück Escape Love von Elisabeth Pape in der Regie von Albrecht Schröder zur Uraufführung, das im Rahmen des Leonhard-Frank-Stipendiums 2023 entstand.
Laudatio von Ulrike Syha
Fayer Kochs Texte sind vor allem eines: zeitgenössisch im besten Sinne.
Sie umkreisen Themen, die stark im Hier und Jetzt verankert sind, loten immer noch bestehende Tabus aus und untersuchen aktuelle Diskurse und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen. Fayer Koch bedient sich dabei einer hochsensiblen Sprache, die mal melancholisch, mal humorvoll überzeichnet daherkommt und uns tief in unerforschte Seelenwelten blicken lässt.
Das Ganze hat einen Rhythmus:
Das Klettern,
der Fall,
einundzwanzig einundzwanzig,
Wellen –
Du bleibst stehen.
Betrachtest die Jungsköpfe im Wasser.
Siehst dich um.
Du gehst.
Gehst zurück zum Handtuch.
Legst dich hin.
Fällt nicht weiter auf.
Merkt keiner,
oder zumindest sagt keiner was.
In ANOREXIA FEELGOOD SONGS beschäftigt sich Fayer Koch mit Magersucht bei männlich gelesenen Personen und dem in unserer Gesellschaft vorherrschenden Verständnis von Männlichkeit. Fayer Koch stellt dabei weniger die Frage nach den Ursachen für die Krankheit, sondern legt den Fokus auf das Umfeld der betroffenen Person und dessen Reaktionen. Unterschiedliche Szenentypen wechseln sich ab, umkreisen den gewählten Topos, von prosaischer Innenschau bis hin zu schnellen Dialogen und beinahe chorisch wirkenden Textpassagen.
DER VATER
Es ist ein unwahrscheinliches Privileg, was wir haben. Das dürfen wir nie vergessen.
DIE MUTTER
Das sollten wir immer erinnern, stimmt. Gerade in Zeiten wie diesen, wo Glück ja leider für die große Mehrheit Mangelware ist.
DIE KINDER
Wie ist das gemeint?
DER VATER
Da müsst ihr euch als Kinder, würde ich sagen, keine Gedanken drüber machen, wie das gemeint ist.
DIE KINDER
Die Brutalität der Gegenwart ist uns ja noch nicht oder höchstens teilweise bewusst.
DER VATER
Genau so soll es auch bleiben, finde ich.
DIE VERSCHONTEN hingegen ist eine tragikomische Annäherung an die Klimakrise und die damit verbundenen gesellschaftlichen Debatten. Der letzte noch existierende Eisberg wurde in einen Hafen geschleppt und kann dort nun – ganz im Sinne der Event-Kultur – besichtigt werden. Ein Roadmovie mit Modell-Familie, durchdrungen von den Diskursen unserer Zeit. Eine Welt am Abgrund, die sich durch ein Miteinander-Debattieren in Endlosschleife am Leben zu erhalten scheint.
wenn eure, ja, reflexe zu stark sind, dann bitten wir euch: hört uns nicht als männer zu. sondern als betroffene. wir haben eine betroffenenperspektive. dass die raum hat. dass die mal da sein kann
KURZES VERGNÜGEN wiederum ist das aktuelle Projekt von Fayer Koch – formal und sprachlich wieder ein anderer Ansatz. Der Text nimmt sich den gegenwärtigen Rechtsruck in der Gesellschaft vor und untersucht „No-Fap Communities“, deren männliche Mitglieder bewusst auf Masturbation verzichten, um ihren Testosteron-Spiegel zu erhöhen und dadurch zu einer Art Ur-Variante von Männlichkeit zurückzukehren. Toxische Sprache und toxisches Verhalten durchziehen ihre Kommunikation im Netz, das bei Fayer Koch etwas sehr Konkretes hat und nicht allein im Digitalen verbleibt, denn: Das Internet ist ein Ort. Ein Ort, der unser Verständnis von Welt (mit-)bestimmt.
Fayer Kochs Texte sind vielfältig, pointiert und machen unbedingt Lust auf mehr. Das Leonhard-Frank-Stipendium geht daher in diesem Jahr an Fayer Koch. Wir freuen uns auf die dabei neu entstehenden Texte.
Ulrike Syha
Hamburg, den 17.12.24
Sie umkreisen Themen, die stark im Hier und Jetzt verankert sind, loten immer noch bestehende Tabus aus und untersuchen aktuelle Diskurse und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen. Fayer Koch bedient sich dabei einer hochsensiblen Sprache, die mal melancholisch, mal humorvoll überzeichnet daherkommt und uns tief in unerforschte Seelenwelten blicken lässt.
Das Ganze hat einen Rhythmus:
Das Klettern,
der Fall,
einundzwanzig einundzwanzig,
Wellen –
Du bleibst stehen.
Betrachtest die Jungsköpfe im Wasser.
Siehst dich um.
Du gehst.
Gehst zurück zum Handtuch.
Legst dich hin.
Fällt nicht weiter auf.
Merkt keiner,
oder zumindest sagt keiner was.
In ANOREXIA FEELGOOD SONGS beschäftigt sich Fayer Koch mit Magersucht bei männlich gelesenen Personen und dem in unserer Gesellschaft vorherrschenden Verständnis von Männlichkeit. Fayer Koch stellt dabei weniger die Frage nach den Ursachen für die Krankheit, sondern legt den Fokus auf das Umfeld der betroffenen Person und dessen Reaktionen. Unterschiedliche Szenentypen wechseln sich ab, umkreisen den gewählten Topos, von prosaischer Innenschau bis hin zu schnellen Dialogen und beinahe chorisch wirkenden Textpassagen.
DER VATER
Es ist ein unwahrscheinliches Privileg, was wir haben. Das dürfen wir nie vergessen.
DIE MUTTER
Das sollten wir immer erinnern, stimmt. Gerade in Zeiten wie diesen, wo Glück ja leider für die große Mehrheit Mangelware ist.
DIE KINDER
Wie ist das gemeint?
DER VATER
Da müsst ihr euch als Kinder, würde ich sagen, keine Gedanken drüber machen, wie das gemeint ist.
DIE KINDER
Die Brutalität der Gegenwart ist uns ja noch nicht oder höchstens teilweise bewusst.
DER VATER
Genau so soll es auch bleiben, finde ich.
DIE VERSCHONTEN hingegen ist eine tragikomische Annäherung an die Klimakrise und die damit verbundenen gesellschaftlichen Debatten. Der letzte noch existierende Eisberg wurde in einen Hafen geschleppt und kann dort nun – ganz im Sinne der Event-Kultur – besichtigt werden. Ein Roadmovie mit Modell-Familie, durchdrungen von den Diskursen unserer Zeit. Eine Welt am Abgrund, die sich durch ein Miteinander-Debattieren in Endlosschleife am Leben zu erhalten scheint.
wenn eure, ja, reflexe zu stark sind, dann bitten wir euch: hört uns nicht als männer zu. sondern als betroffene. wir haben eine betroffenenperspektive. dass die raum hat. dass die mal da sein kann
KURZES VERGNÜGEN wiederum ist das aktuelle Projekt von Fayer Koch – formal und sprachlich wieder ein anderer Ansatz. Der Text nimmt sich den gegenwärtigen Rechtsruck in der Gesellschaft vor und untersucht „No-Fap Communities“, deren männliche Mitglieder bewusst auf Masturbation verzichten, um ihren Testosteron-Spiegel zu erhöhen und dadurch zu einer Art Ur-Variante von Männlichkeit zurückzukehren. Toxische Sprache und toxisches Verhalten durchziehen ihre Kommunikation im Netz, das bei Fayer Koch etwas sehr Konkretes hat und nicht allein im Digitalen verbleibt, denn: Das Internet ist ein Ort. Ein Ort, der unser Verständnis von Welt (mit-)bestimmt.
Fayer Kochs Texte sind vielfältig, pointiert und machen unbedingt Lust auf mehr. Das Leonhard-Frank-Stipendium geht daher in diesem Jahr an Fayer Koch. Wir freuen uns auf die dabei neu entstehenden Texte.
Ulrike Syha
Hamburg, den 17.12.24