Bewegt und begeistert zeigte sich das Publikum am 9. Februar nach der Premiere von Alban Bergs Wozzeck. Die Inszenierung von Regisseurin Sigrid Herzog setzt mit ihrem eindringlichen und klar strukturierten Konzept starke Zeichen. Gefeiert wurden auch die Rollendebüts von Kosma Ranuer Kroon in der Titelpartie und Kristin E Mantyla als Marie. Am Pult des Philharmonischen Orchesters stand letztmalig bei einer Würzburger Opernpremiere Generalmusikdirektor Enrico Calesso.
Die Oper erzählt, basierend auf Georg Büchners 1835/36 entstandenem Dramenfragment Woyzeck, die Geschichte des einfachen Soldaten Wozzeck, der von seiner Umgebung gedemütigt, ausgebeutet und vom Doktor zu pseudowissenschaftlichen Experimenten missbraucht wird. Getrieben von erdrückender Armut und dem Druck seiner Vorgesetzten wird er zunehmend von Wahnvorstellungen geplagt. Auch die von Eifersucht und Misstrauen überschattete Beziehung zu seiner Geliebten Marie gibt ihm keinen Halt. Als Marie eine Affäre mit dem Tambourmajor eingeht, entlädt sich Wozzecks Verzweiflung in einem tragischen Akt der Gewalt. Am Ende bleibt nur ein ferner Kindergesang. Hopp, hopp! Hopp, hopp ...
MODERNER KLASSIKER
Wozzeck gilt als Meilenstein des Musiktheaters der Moderne. Die Uraufführung am 14. Dezember 1925 an der Berliner Staatsoper Unter den Linden unter der musikalischen Leitung Erich Kleibers geriet – allen kritischen Stimmen und künstlerischen Unzulänglichkeiten zum Trotz – zu einem großen Erfolg: Ein „Klassiker“ war geboren!
Alban Bergs Komposition – die erste abendfüllende Oper nach den von Arnold Schönberg vorangetriebenen Grundsätzen der Neuen Musik – verbindet eine strenge musikalische Architektur mit außergewöhnlicher Ausdruckskraft und Bildhaftigkeit. Die Oper ist in einer Mischung aus klassischen Formen wie Suite, Passacaglia, Fuge und Sonatensatz konzipiert, die die Handlung dramaturgisch durchdringen. Dennoch bleibt sie hochdramatisch: Sprache, Sprechgesang und melodiöser Gesang verschmelzen zu einem Klangbild, das den inneren Zerfall Wozzecks und die düstere Atmosphäre der Handlung virtuos einfängt. So würdigt der renommierte Autor und Musikforscher Uwe Schweikert denn auch den Wozzeck innerhalb der großen Traditionslinien der Operngeschichte „Wie zuvor nur Mozart ist es Berg gelungen, gleichzeitig dem Drama zu dienen und an der Autonomie der absoluten Musik festzuhalten.“ Der im vergangenen Jahr verstorbene Komponist Wolfgang Rihm bezeichnete Wozzeck seinerseits als „Jahrhundertoper“. Und für den einstigen „Revoluzzer“ Pierre Boulez war mit Bergs Opernerstling zugleich ein Endpunkt der Gattung selbst erreicht.
DIE INSZENIERUNG
Nach Mozarts Entführung aus dem Serail (2016) und Humperdincks Hänsel und Gretel (2019) ist Bergs Wozzeck bereits die dritte Würzburger Opern-Regiearbeit von Sigrid Herzog. „Die Figur des Woyzeck/Wozzeck“, so Herzog in ihrem Programmheftbeitrag zur Inszenierung, „hat mich durch mein ganzes privates und berufliches Leben hindurch begleitet. Ich finde es großartig, wie in Alban Bergs Oper – vom Klang her, mit den schillernden Motiven und Themen, die der Wozzeck hat – diese gebeutelte Kreatur, dieses Wesen seinen Lauf nimmt. Wie Wozzeck wie ein Ball zwischen Gummibändern hin und her gespielt wird: zwischen den anderen Figuren, zwischen der Gesellschaft und ihrer Entwicklung.“
Ihre Inszenierung im klar gezeichneten, installativen Bühnenraum von Harald Thor rückt den Menschen, die geschundene Kreatur Wozzeck sowie Marie und insbesondere das gemeinsame Kind in den Mittelpunkt des Geschehens. „Am Ende steht es allein da in einer eiskalten Welt“, so Michaela Schneider in ihrer Premierenkritik im Main-Echo: „Das bewegt und rückt die Kernaussage der Inszenierung noch einmal intensiver in den Vordergrund: Leidtragende in einer auf Machtstreben und Egoismus ausgerichteten Welt, der die Menschlichkeit abhandenkommt, werden immer die Schwächsten in der Gesellschaft sein.“
DAS ENSEMBLE
In der Titelpartie des Wozzeck gab der schwedische Heldenbariton Kosma Ranuer Kroon sein mit Spannung erwartetes Rollendebüt. Er gehörte zwischen 2018 und 2023 dem Würzburger Opernensemble an und stand hier bereits in zahlreichen herausragenden Partien auf der Bühne, unter anderem als Gunther (Götterdämmerung), Der Mann (Die glückliche Hand), Jaroslav Prus (Die Sache Makropulos) sowie zuletzt als Orest in Strauss’ Elektra. Als Marie, die „Lichtgestalt der Oper“ (Sigrid Herzog), konnte die junge isländische Mezzosopranistin Kristin E Mantyla gewonnen werden, die mit dieser Partie ihr Rollen- und Würzburger Hausdebüt feierte. In den weiteren Hauptrollen sind zu erleben: Brad Cooper als Tambourmajor, Mathew Habib als Hauptmann, Alexander Kiechle aus dem Ensemble des Theaters Chemnitz als Doktor, Julian Habermann als Andres sowie Barbara Schöller als Margret. Der Opernchor des Mainfranken Theaters singt und spielt in der Einstudierung von Chordirektor Sören Eckhoff .
ABSCHIED
Die Neuinszenierung des Wozzeck ist zugleich auch die Abschiedsproduktion von Generalmusikdirektor Enrico Calesso. Die in allen Farben schillernde und die ganze Bandbreite virtuoser und klanglicher Möglichkeiten des Orchesterapparates ausschöpfende Partitur Alban Bergs sollte ganz bewusst den musiktheatralischen Schlusspunkt hinter Calessos Würzburger Ära setzen. So übernimmt er neben der Premiere auch die musikalische Leitung der nachfolgenden vier Vorstellungstermine bis einschließlich Anfang März. Nicht verpassen!
VORSTELLUNGSTERMINE
5. März | 3. April | 5. April | 27. April
Die Oper erzählt, basierend auf Georg Büchners 1835/36 entstandenem Dramenfragment Woyzeck, die Geschichte des einfachen Soldaten Wozzeck, der von seiner Umgebung gedemütigt, ausgebeutet und vom Doktor zu pseudowissenschaftlichen Experimenten missbraucht wird. Getrieben von erdrückender Armut und dem Druck seiner Vorgesetzten wird er zunehmend von Wahnvorstellungen geplagt. Auch die von Eifersucht und Misstrauen überschattete Beziehung zu seiner Geliebten Marie gibt ihm keinen Halt. Als Marie eine Affäre mit dem Tambourmajor eingeht, entlädt sich Wozzecks Verzweiflung in einem tragischen Akt der Gewalt. Am Ende bleibt nur ein ferner Kindergesang. Hopp, hopp! Hopp, hopp ...
MODERNER KLASSIKER
Wozzeck gilt als Meilenstein des Musiktheaters der Moderne. Die Uraufführung am 14. Dezember 1925 an der Berliner Staatsoper Unter den Linden unter der musikalischen Leitung Erich Kleibers geriet – allen kritischen Stimmen und künstlerischen Unzulänglichkeiten zum Trotz – zu einem großen Erfolg: Ein „Klassiker“ war geboren!
Alban Bergs Komposition – die erste abendfüllende Oper nach den von Arnold Schönberg vorangetriebenen Grundsätzen der Neuen Musik – verbindet eine strenge musikalische Architektur mit außergewöhnlicher Ausdruckskraft und Bildhaftigkeit. Die Oper ist in einer Mischung aus klassischen Formen wie Suite, Passacaglia, Fuge und Sonatensatz konzipiert, die die Handlung dramaturgisch durchdringen. Dennoch bleibt sie hochdramatisch: Sprache, Sprechgesang und melodiöser Gesang verschmelzen zu einem Klangbild, das den inneren Zerfall Wozzecks und die düstere Atmosphäre der Handlung virtuos einfängt. So würdigt der renommierte Autor und Musikforscher Uwe Schweikert denn auch den Wozzeck innerhalb der großen Traditionslinien der Operngeschichte „Wie zuvor nur Mozart ist es Berg gelungen, gleichzeitig dem Drama zu dienen und an der Autonomie der absoluten Musik festzuhalten.“ Der im vergangenen Jahr verstorbene Komponist Wolfgang Rihm bezeichnete Wozzeck seinerseits als „Jahrhundertoper“. Und für den einstigen „Revoluzzer“ Pierre Boulez war mit Bergs Opernerstling zugleich ein Endpunkt der Gattung selbst erreicht.
DIE INSZENIERUNG
Nach Mozarts Entführung aus dem Serail (2016) und Humperdincks Hänsel und Gretel (2019) ist Bergs Wozzeck bereits die dritte Würzburger Opern-Regiearbeit von Sigrid Herzog. „Die Figur des Woyzeck/Wozzeck“, so Herzog in ihrem Programmheftbeitrag zur Inszenierung, „hat mich durch mein ganzes privates und berufliches Leben hindurch begleitet. Ich finde es großartig, wie in Alban Bergs Oper – vom Klang her, mit den schillernden Motiven und Themen, die der Wozzeck hat – diese gebeutelte Kreatur, dieses Wesen seinen Lauf nimmt. Wie Wozzeck wie ein Ball zwischen Gummibändern hin und her gespielt wird: zwischen den anderen Figuren, zwischen der Gesellschaft und ihrer Entwicklung.“
Ihre Inszenierung im klar gezeichneten, installativen Bühnenraum von Harald Thor rückt den Menschen, die geschundene Kreatur Wozzeck sowie Marie und insbesondere das gemeinsame Kind in den Mittelpunkt des Geschehens. „Am Ende steht es allein da in einer eiskalten Welt“, so Michaela Schneider in ihrer Premierenkritik im Main-Echo: „Das bewegt und rückt die Kernaussage der Inszenierung noch einmal intensiver in den Vordergrund: Leidtragende in einer auf Machtstreben und Egoismus ausgerichteten Welt, der die Menschlichkeit abhandenkommt, werden immer die Schwächsten in der Gesellschaft sein.“
DAS ENSEMBLE
In der Titelpartie des Wozzeck gab der schwedische Heldenbariton Kosma Ranuer Kroon sein mit Spannung erwartetes Rollendebüt. Er gehörte zwischen 2018 und 2023 dem Würzburger Opernensemble an und stand hier bereits in zahlreichen herausragenden Partien auf der Bühne, unter anderem als Gunther (Götterdämmerung), Der Mann (Die glückliche Hand), Jaroslav Prus (Die Sache Makropulos) sowie zuletzt als Orest in Strauss’ Elektra. Als Marie, die „Lichtgestalt der Oper“ (Sigrid Herzog), konnte die junge isländische Mezzosopranistin Kristin E Mantyla gewonnen werden, die mit dieser Partie ihr Rollen- und Würzburger Hausdebüt feierte. In den weiteren Hauptrollen sind zu erleben: Brad Cooper als Tambourmajor, Mathew Habib als Hauptmann, Alexander Kiechle aus dem Ensemble des Theaters Chemnitz als Doktor, Julian Habermann als Andres sowie Barbara Schöller als Margret. Der Opernchor des Mainfranken Theaters singt und spielt in der Einstudierung von Chordirektor Sören Eckhoff .
ABSCHIED
Die Neuinszenierung des Wozzeck ist zugleich auch die Abschiedsproduktion von Generalmusikdirektor Enrico Calesso. Die in allen Farben schillernde und die ganze Bandbreite virtuoser und klanglicher Möglichkeiten des Orchesterapparates ausschöpfende Partitur Alban Bergs sollte ganz bewusst den musiktheatralischen Schlusspunkt hinter Calessos Würzburger Ära setzen. So übernimmt er neben der Premiere auch die musikalische Leitung der nachfolgenden vier Vorstellungstermine bis einschließlich Anfang März. Nicht verpassen!
VORSTELLUNGSTERMINE
5. März | 3. April | 5. April | 27. April