Wer hat Angst vor Sisyphos?
Uraufführung von Sisyphos auf Silvaner am 4. April in der Kammer
Als erster Leonhard-Frank-Stipendiat entwickelte Gerasimos Bekas im Jahr 2018 ein Stück, dessen Grundidee schon lange zuvor entstanden war. Noch als Student der Politikwissenschaft in Würzburg lebend, stieß er immer wieder auf sonderbare und bemerkenswerte Geschichten, die ihm in der Gestalt von Leuten in der Straßenbahn begegnet waren oder sich ihm als unvergessliche Bilder eingebrannt hatten. Mit „Sisyphos auf Silvaner“ kommt nun ein gleichsam unterhaltsamer wie kritischer Theatertext zur Uraufführung.
Sein Protagonist Sisyphos tritt an, um zu gehen. Er will sich von der Stadt verabschieden, die ihm lange Zeit Lebens- und Arbeitsort war, aber nie Heimat geworden ist: Würzburg. Hierher war er voller Hoffnung gekommen, um sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sein Leben zu ändern. Oder hatten die Götter ihn hierher geschickt als eine gehobene Form der Verdammnis? Jedenfalls hat Sisyphos nun genug vom ewigen Rollen des Steines oder der Arbeit für das von ihm gegründete Würzburger Unternehmen „Sisyphos Recycling GmbH“. Noch während er in der Sanderau auf die Straßenbahn zum Hauptbahnhof wartet, erscheinen plötzlich Franconia und der Chor, die ihm eine gebührende Abschiedszeremonie bereiten wollen. Widerwillig lässt sich Sisyphos zu einem letzten Glas Silvaner überreden, nicht ahnend, dass das fränkische Schicksal ihm damit aufs Neue einen Stein ans Bein binden wird…
Sein Protagonist Sisyphos tritt an, um zu gehen. Er will sich von der Stadt verabschieden, die ihm lange Zeit Lebens- und Arbeitsort war, aber nie Heimat geworden ist: Würzburg. Hierher war er voller Hoffnung gekommen, um sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sein Leben zu ändern. Oder hatten die Götter ihn hierher geschickt als eine gehobene Form der Verdammnis? Jedenfalls hat Sisyphos nun genug vom ewigen Rollen des Steines oder der Arbeit für das von ihm gegründete Würzburger Unternehmen „Sisyphos Recycling GmbH“. Noch während er in der Sanderau auf die Straßenbahn zum Hauptbahnhof wartet, erscheinen plötzlich Franconia und der Chor, die ihm eine gebührende Abschiedszeremonie bereiten wollen. Widerwillig lässt sich Sisyphos zu einem letzten Glas Silvaner überreden, nicht ahnend, dass das fränkische Schicksal ihm damit aufs Neue einen Stein ans Bein binden wird…
VERDAMMTES GLÜCK
Die mythische Gestalt des Sisyphos wurde zuerst in Homers „Odyssee“ beschrieben. Als Strafe der Götter musste Sisyphos, der König von Korinth, in der Unterwelt einen Felsblock einen steilen Berg hinaufrollen, der ihm jedoch immer wieder kurz vor dem Gipfel entglitt, so dass er wieder von Neuem anfangen musste. Die Legende war geboren, fand mit der „Sisyphusarbeit“ Eingang in unseren heutigen Sprachgebrauch und inspirierte Künstler wie Philosophen seither zu unterschiedlichsten Auseinandersetzungen mit dem Stoff. Der französische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Albert Camus kommt in einem seiner berühmtesten Essays zu der Erkenntnis, dass wir uns Sisyphos als „einen glücklichen Menschen“ vorstellen müssten, da er die Hoheit über seine Haltung zur Welt nicht verloren habe: „Sisyphos ist der absurde Held. Seine Verachtung der Götter, sein Hass auf den Tod und sein leidenschaftlicher Lebenswille haben ihm die unsagbare Marter eingebracht, bei der sein ganzes Sein sich abmüht, ohne etwas zu vollenden.“
Diesen Emanzipationsgedanken greift Gerasimos Bekas in seinem Theatertext „Sisyphos
auf Silvaner“ auf und spinnt ihn mit süffisanten Seitenhieben auf das Frankenland und einer postmigrantischen Perspektive auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt weiter. So mischt sich fränkisch-griechische Weinseligkeit mit der Wut und der Traurigkeit darüber, dass die Geschichte eines Menschen, der nicht oder in zweiter Generation hier geboren und aufgewachsen ist, oft die eines „Fremden“ bleibt.
Diesen Emanzipationsgedanken greift Gerasimos Bekas in seinem Theatertext „Sisyphos
auf Silvaner“ auf und spinnt ihn mit süffisanten Seitenhieben auf das Frankenland und einer postmigrantischen Perspektive auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt weiter. So mischt sich fränkisch-griechische Weinseligkeit mit der Wut und der Traurigkeit darüber, dass die Geschichte eines Menschen, der nicht oder in zweiter Generation hier geboren und aufgewachsen ist, oft die eines „Fremden“ bleibt.
DEN STEIN INS ROLLEN BRINGEN
Nach der erfolgreichen künstlerischen Leitung der Trash Lab-Reihe seit der Spielzeit 17/18 inszeniert Albrecht Schroeder nun das erste Mal für den regulären Spielbetrieb. Die Uraufführung eines Theatertextes bedeutet dabei eine besondere Herausforderung. In der engen Zusammenarbeit mit den Bühnen- und Kostümbildnerinnen Susanne Hoffmann und Karlotta Matthies sowie mit der Sounddesignerin Nicole Frenking entsteht ein szenisch-ästhetischer Zugriff, der im Probenprozess mit den Schauspielern Bastian Beyer, Anton Koelbl und Lenja Schultze kontinuierlich befragt und weiterentwickelt wird.