Unwiderstehlich komisch

Im Gespräch mit dem Regisseur von "Frohes Fest", Till Kleine-Möller
Barbara Bily (BB): Was ist das Besondere an Anthony Neilsons Komödie Frohes Fest?

Till Kleine-Möller (TK-M): Mich fasziniert, wie im Stück auf so humorvolle und zugängliche Weise tiefgründige menschliche Emotionen erforscht werden. Die Charaktere sind unglaublich vielschichtig und authentisch, das erlaubt dem Publikum, sich in ihren Geschichten wiederzufinden. Und natürlich interessiert mich der schwarze Humor, der typisch für britische Komödien ist. Frohes Fest schafft es, die Absurditäten und Tragödien des Lebens zu beleuchten, ohne dabei die Ernsthaftigkeit der Themen zu untergraben. Besonders prägnant ist das sich durchziehende Dilemma der beiden Polizisten, wobei die Zuschauer oft fast unerträgliche Spannung erleben, während sie von einem Missgeschick ins nächste stolpern. Diese Darstellung der Unbeholfenheit und der kontinuierlichen Eskalation der Probleme macht ihre Konflikte einerseits schwer zu ertragen, andererseits aber auch unwiderstehlich komisch. Das Zusammenspiel von Komik und Tragik in Frohes Fest ist ein Spiegelbild des Lebens selbst, was die Inszenierung für mich zu einem besonders bereichernden Erlebnis macht.
Regisseur Till Kleine-Möller
BB: Gab es Lesestoff oder Filme, die du in Vorbereitung auf diese Produktion gelesen bzw. gesehen hast?

TK-M: Um ein besseres Gefühl für die Pointen, Timing und den britischen Humor zu bekommen, habe ich britische und amerikanische Serien wie SNL, Little Britain, Mr. Bean, King of Queens, Big Bang Theory uvm. angeschaut. Diese Formate bieten eine Fülle an Inspiration, insbesondere im Hinblick auf die Feinheiten des komödiantischen Timings und scharfe Zeichnung der handelnden Charaktere. Dann fielen mir wieder zwei Schallplatten ein, die ich als Kind rauf und runter gehört habe und die wahrscheinlich meinen Humor am meisten prägten: Eine Stunde gute Laune mit Rolf Herricht und Hans Joachim Preil. Sie sind wahre Meister der Verwirrungen und Verirrungen und des Timings und haben mir viele wertvolle Impulse gegeben, die ich gerne in meine Arbeit einfließen lasse. Besonders interessant war für mich, das britische Timing im Vergleich zum deutschen Timing in einer Komödie zu beobachten.
Britischer Humor zeichnet sich oft durch seine subtile, trockene Art aus. Die Pointen kommen oft unerwartet und werden mit einer gewissen Zurückhaltung präsentiert, die den Witz verstärkt. Im deutschen Humor hingegen ist das Timing oft direkter und expliziter, was dem Publikum eine klare Orientierung bietet. Beide Stile haben ihren eigenen Reiz und bieten unterschiedliche Herausforderungen und Möglichkeiten für die Inszenierung.

BB: Du hast in der letzten Spielzeit die Rocky Horror Show erfolgreich hier am Mainfranken Theater Würzburg inszeniert. Was lässt du als Regisseur, der sich hauptsächlich Genre Musical beschäftigt, vor allem für deine Arbeit an der Komödie mit einfließen?

TK-M: Ich verstehe den Text der Komödie fast wie eine Partitur. Der Rhythmus, die Betonungen, die Tempowechsel – jede Pointe wirkt wie ein Akzent in der Musik. Diese musikalische Herangehensweise hilft mir, die Dynamik und den Fluss der Dialoge zu steuern. Beide Genres erfordern eine präzise Abstimmung und ein gutes Timing, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen. Man könnte fast mehr vom Üben als vom Inszenieren sprechen. Es gibt Slapstick Einlagen, Türenchoreografi en, schnelle Haltungswechsel und Brüche, die ähnlich wie eine Choreografie im Musical trainiert werden müssen. Diese Elemente erfordern eine gut eingespielte Ensemblearbeit.

PREMIERE
Donnerstag, 28. November 2024 | 19:30 Uhr
Probebühne

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