Am Vormittag des 25. Juli findet die Verlegung von sechs Stolpersteinen statt, die an Männer erinnern, deren Schicksal lange Zeit im Halbschatten des Vergessens ausharrte. Es sind schwule Männer, die von den Nationalsozialisten brutal ermordet worden sind.
Die Geschichte der Unterdrückung und straf- rechtlichen Verfolgung der Liebe zwischen Menschen mit dem gleichen Geschlecht hat in Deutschland eine lange, verstörende Geschichte. Von 1871 bis 1994 galt im deutschen Strafgesetzbuch der Paragraf 175, welcher die Liebe zwischen Männern unter Strafe stellte. Vor 1871 gab es Ausnahmen. Im Königreich Bayern war seit 1813, dem französischen Vorbild folgend, die Strafe auf gleichgeschlechtliche Liebe aufge- hoben. Doch die Reichsgründung und die damit einhergehende gesamtgesellschaftliche Orien- tierung an den preußischen Idealen, militärischer Strenge und christlicher Sitte beendeten diese Freiheiten abrupt
§ 175 – EIN SYMBOL DES SCHRECKENS
Während der Weimarer Republik galt der Paragraf 175 weiter und wurde sogar leicht verschärft, um den „Schutz der Volksgesundheit” zu gewährleisten. Immer stand die männliche Form der gleichgeschlechtlichen Liebe im Fokus der Justiz und der Gesellschaft. Der Grund war keine Toleranz gegenüber lesbischen Frauen oder an- deren gender-nonkonformen Menschen. Ganz im Gegenteil, die Wahrnehmung der Frau fand schlichtweg nicht statt, da eine patriarchale Ordnung vorherrschte, in der die Frau als ein Teil des Mannes angesehen wurde. Frauen mussten entweder sehr stark für ihre Unabhängigkeit streiten, oder wurden schon vom kleinsten sozialen Umfeld, zumeist der Familie, in ihrem Streben nach Individualität unterdrückt. Die Nationalsozialisten bestimmten die Homosexualität in ihrem Rassenwahn und für den Erhalt des Volkes zu einem weiteren Grundübel, welches es auszurotten galt. 1935 wurde der 175er nochmals verschärft, und betroffene Männer konnten dann nach einer verbüßten Haftstrafe mit der Begründung einer „Schutzhaft“ direkt in ein KZ gesperrt werden, wo die meisten von ihnen ermordet wurden.
KEINE BEFREIUNG NACH 1945
Auch die neuen deutschen Staaten, die sich nach 1945 formierten, setzten die Verfolgung, Unterdrückung und Bestrafung von gleichgeschlechtlicher Liebe fort, sogar mit dem gleichlautenden Paragrafen, wie ihn die Nationalsozialisten radikalisiert hatten. Für die homosexuellen Menschen war die Befreiung auch nach dem 8. Mai 1945 noch nicht erreicht.
Es ist ein großer politischer und gesellschaftlicher Akt, die jahrhundertelang betriebene Stigmatisierung und Verfolgung von gleichgeschlechtlich begehrenden oder gender non-konformen Menschen zu entkräften. Denn neben schwulen Männern waren auch immer lesbische Frauen oder bisexuelle Personen betroffen, wurden trans- oder intergeschlechtliche Menschen ebenso unterdrückt, verfolgt und ermordet. Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung sind bis heute für LSBTIQA* Menschen in Deutschland nicht vollständig erreicht.
Die Verlegung der Stolpersteine ist Anlass für die in Kooperation des Mainfranken Theaters Würzburg, des AKs Stolpersteine Würzburg und des WuF Zentrums Würzburg am Abend des 25. Juli stattfindende Veranstaltung „Sichtbar – Queere Schicksale im Spiegel der Zeit“, um diese komplexe und von gleichzeitigen Widersprüchen geprägte Geschichte zu vergegenwärtigen, daran zu erinnern und ein klares Bekenntnis für den weiteren politischen Prozess, der die gleichen Rechte für alle Menschen fordert, zu setzen. Beteiligt sind neben dem Chor des queeren WuF Zentrums „Sotto voce“ auch das Schauspiel- und das Tanzensemble des Mainfranken Theaters sowie das Philharmonische Orchester Würzburg. Neben einem Grußwort von Intendant Markus Trabusch wird der Schirmherr, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, sprechen und der Vorstand der Hirschfeld-Eddy-Stiftung Axel Hochrein, eine Rede halten.
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. Wenn Sie teilnehmen möchten, melden Sie sich gerne unter dramaturgie@mainfrankentheater.de an.
§ 175 – EIN SYMBOL DES SCHRECKENS
Während der Weimarer Republik galt der Paragraf 175 weiter und wurde sogar leicht verschärft, um den „Schutz der Volksgesundheit” zu gewährleisten. Immer stand die männliche Form der gleichgeschlechtlichen Liebe im Fokus der Justiz und der Gesellschaft. Der Grund war keine Toleranz gegenüber lesbischen Frauen oder an- deren gender-nonkonformen Menschen. Ganz im Gegenteil, die Wahrnehmung der Frau fand schlichtweg nicht statt, da eine patriarchale Ordnung vorherrschte, in der die Frau als ein Teil des Mannes angesehen wurde. Frauen mussten entweder sehr stark für ihre Unabhängigkeit streiten, oder wurden schon vom kleinsten sozialen Umfeld, zumeist der Familie, in ihrem Streben nach Individualität unterdrückt. Die Nationalsozialisten bestimmten die Homosexualität in ihrem Rassenwahn und für den Erhalt des Volkes zu einem weiteren Grundübel, welches es auszurotten galt. 1935 wurde der 175er nochmals verschärft, und betroffene Männer konnten dann nach einer verbüßten Haftstrafe mit der Begründung einer „Schutzhaft“ direkt in ein KZ gesperrt werden, wo die meisten von ihnen ermordet wurden.
KEINE BEFREIUNG NACH 1945
Auch die neuen deutschen Staaten, die sich nach 1945 formierten, setzten die Verfolgung, Unterdrückung und Bestrafung von gleichgeschlechtlicher Liebe fort, sogar mit dem gleichlautenden Paragrafen, wie ihn die Nationalsozialisten radikalisiert hatten. Für die homosexuellen Menschen war die Befreiung auch nach dem 8. Mai 1945 noch nicht erreicht.
Es ist ein großer politischer und gesellschaftlicher Akt, die jahrhundertelang betriebene Stigmatisierung und Verfolgung von gleichgeschlechtlich begehrenden oder gender non-konformen Menschen zu entkräften. Denn neben schwulen Männern waren auch immer lesbische Frauen oder bisexuelle Personen betroffen, wurden trans- oder intergeschlechtliche Menschen ebenso unterdrückt, verfolgt und ermordet. Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung sind bis heute für LSBTIQA* Menschen in Deutschland nicht vollständig erreicht.
Die Verlegung der Stolpersteine ist Anlass für die in Kooperation des Mainfranken Theaters Würzburg, des AKs Stolpersteine Würzburg und des WuF Zentrums Würzburg am Abend des 25. Juli stattfindende Veranstaltung „Sichtbar – Queere Schicksale im Spiegel der Zeit“, um diese komplexe und von gleichzeitigen Widersprüchen geprägte Geschichte zu vergegenwärtigen, daran zu erinnern und ein klares Bekenntnis für den weiteren politischen Prozess, der die gleichen Rechte für alle Menschen fordert, zu setzen. Beteiligt sind neben dem Chor des queeren WuF Zentrums „Sotto voce“ auch das Schauspiel- und das Tanzensemble des Mainfranken Theaters sowie das Philharmonische Orchester Würzburg. Neben einem Grußwort von Intendant Markus Trabusch wird der Schirmherr, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, sprechen und der Vorstand der Hirschfeld-Eddy-Stiftung Axel Hochrein, eine Rede halten.
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. Wenn Sie teilnehmen möchten, melden Sie sich gerne unter dramaturgie@mainfrankentheater.de an.
SICHTBAR – QUEERE SCHICKSALE IM SPIEGEL DER ZEIT
Abendveranstaltung Stolpersteine
Dienstag, 25.7. | 19:00 Uhr
Theaterfabrik Blaue Halle
Dienstag, 25.7. | 19:00 Uhr
Theaterfabrik Blaue Halle