Von „zwei Wirklichkeiten in einer Welt"

Mit ENTER! Sara Tannen kommt eine weiteres Klassenzimmerstück des Mainfranken Theaters in die Schulen
Mit „ENTER! Sara Tannen." bringt das Mainfranken Theater nun neben „Käpten Taumel" und „Klamms Krieg" ein weiteres mobiles Theaterstück an die Schulen. Das Klassenzimmerstück in der Inszenierung von Annalena Maas kommt heute im Siebold-Gymnasium zur Premiere.

„ENTER! Sara Tannen." setzt sich mit der komplexen Thematik der Parallelität von analogem und digitalem Leben auseinander und beschäftigt sich mit einem der großen Freizeitprogramme der Schüler:innen, dem Gaming. Ensemblemitglied Isabella Szendzielorz verkörpert Sara Tannen, die als virtuelle Figur in ein reales Klassenzimmer tritt und auf Schüler:innen trifft. „ENTER! Sara Tannen" ist für 4.-7. Klasse empfohlen.

Die Regisseurin Annalena Maas inszeniert bereits zum dritten Mal am Mainfranken Theater. Nach Mozarts Schwester und Das letzte Schaf erarbeitete sie nun zusammen mit Schauspielerin Isabella Szendzielorz ENTER! Sara Tannen, eine mobile Inszenierung für das Klassenzimmer. Dramaturg Oliver Meyer traf die Regisseurin zum Gespräch.
Regisseurin Annalena Maas | Foto: privat
Oliver Meyer: Worum geht es in „ENTER! Sara Tannen“?
Annalena Maas: Eine Computerspielfigur landet anstatt im nächsten Level ihres Spiels in einer Schulklasse. Es kommt zu einer Verschmelzung der digitalen und der analogen Wirklichkeit.

Was ist das Faszinierende am Gaming?
Computerspiele wurden in der Vergangenheit oft in eine metaphorische Nische gestellt. Inzwischen ist es eine gigantische Industrie. Gaming ist eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung, die sich durch sämtliche Alters-, Geschlechter- und Gesellschaftsschichten zieht. Computerspiele sind nicht nur identitäts-, sondern für viele Menschen auch sinnstiftend.
Selbst spiele ich sehr wenig, aber aus Interesse versuche ich, die neuen Trends zu verfolgen. Ich finde es spannend, dass wir uns im begrenzten Rahmen eines Bildschirms in eine scheinbar unbegrenzte Welt begeben können. Eingeschlossen im eigenen Zimmer öffnen wir Türen in fremde Galaxien, und allein, im abgedunkelten Raum, retten wir Seite an Seite mit Freund:innen die Welt.

Sara Tannen ist die Hauptfigur in dem fiktiven Computerspiel und im Theaterstück. Was sind für dich ihre besonderen Eigenschaften?
Sara Tannen ist neugierig, schlagkräftig, selbstbewusst und furchtlos. Sie ist eine Abenteurerin und maximal tolerant. Sie ist es gewohnt, neue Realitäten zu erforschen und sich in unbekanntem Terrain zurechtzufinden. Dies sind Eigenschaften, wie ich finde, von denen wir alle mehr gebrauchen könnten.

Ist die Wahrnehmung von Spielfiguren als eindimensionale Charaktere überholt?
Total! Das Spiel Elden Ring, zum Beispiel, wurde von George R. R. Martin geschrieben, dem Autor von Games of Thrones. Spielfiguren sind mitnichten eindimensional, und sie so zu betrachten, zeigt eine enorme Ignoranz gegenüber dem Medium. Ich würde mir im Gegenteil oft wünschen, dass Fernsehen und Theater sich ähnlich intensiv mit ihren Charakteren auseinandersetzen wie die Spieleindustrie.

Erzähle uns, was für dich das Besondere bei Inszenierungen für das Klassenzimmer ist.
Wenn Kinder und Jugendliche ins Theater kommen, setzen wir den Rahmen und die Regeln. Wenn wir im Klassenzimmer spielen, kommen wir als Theater in fremdes Gebiet. Wie Sara Tannen müssen wir erst verstehen, wie die Regeln des Ortes funktionieren. Die große Nähe zum Publikum macht es manchmal schwierig, eine Illusion aufrecht zu erhalten. Wir bemühen uns bei den Proben sehr, den „Theaterzauber“, oder hier speziell den „Gamingzauber“, auch in dem für uns ungewohnten Terrain herzustellen.

Worin besteht hier der Unterschied zwischen der Gaming-Welt und der realen Welt?
Für mich sind es nicht zwei Welten, sondern zwei Wirklichkeiten einer Welt, die verschieden funktionieren. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Kommunikation. Die wenigsten Menschen beschimpfen fremde Personen auf offener Straße, im Internet scheint dies jedoch plötzlich in Ordnung zu sein. Diesen verschiedenen Verhaltensmodi sind ein Problem. Um dafür eine Sensibilität zu schaffen, braucht es den Umgang mit dieser Thematik auf Augenhöhe mit den Kindern und Jugendlichen und die Akzeptanz, dass ihre Welt aus zwei Wirklichkeiten besteht, um auf gleiche Regeln hinzuarbeiten.

Interview: Oliver Meyer
Weitere buchbare Klassenzimmerstücke sind:


Interessierte Schulen und Institutionen können die Klassenzimmerstücke online auf unserer Website oder per Mail an plattformx@mainfrankentheater.de buchen.
Nähere Informationen zu den mobilen Theaterstücken, sowie Buchungsinformationen erhalten Sie auch über unsere Theaterpädagogische Abteilung:

JENNY HOLZER
LEITERIN PLATTFORMX THEATERPÄDAGOGIK, SCHWERPUNKT SCHAUSPIEL
jenny.holzer@stadt.wuerzburg.de
T +49 931 9308-231

Text: Dominik Pesamosca
Fotos: Pia Luisa Traub