„Empathie kann ein Schlüssel sein"

Uraufführung „Wie Schnuppen von den Augen" auf der Probebühne
Am 10. April kommt in der Probebühne des Mainfranken Theaters Wie Schnuppen von den Augen zur Uraufführung. Entstanden ist das Stück von Stefan Wipplinger bereits vor der Corona- Pandemie – in Zusammenarbeit mit dem Theater, gefördert durch das Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland und dem Deutschen Literaturfonds e.V.

„Das hier gehört doch uns, oder?“, fragt Zack Peng seinen besten Freund Schnuppe und meint damit das Dach der Garage, auf dem sie ihre Abende verbringen. In die Sterne gucken und nach Sternschnuppen suchen ist eine ihrer liebsten Beschäftigungen – denn wer eine Sternschnuppe sieht, darf sich etwas wünschen, und außerdem kann man dabei prima über alles mögliche reden. Jeden Abend sitzen sie dort auf dem Dach vor Schnuppes Zimmerfenster, nebenan ihr Baumhaus, und wenn es bei Zack Peng zuhause mal wieder Stress gibt, bleibt er einfach über Nacht. Die beiden Freunde sind ein eingespieltes Team, und nichts kann sie auseinanderbringen – bis Dee auftaucht. Dee ist neu in der Nachbarschaft und bringt alles durcheinander. Das neugierige Mädchen freundet sich schnell mit Schnuppe an. Er ist hingerissen von ihrer selbstbewussten Art. Zack jedoch fühlt sich vernachlässigt und würde Dee am liebsten wieder loswerden. Als er eine Sternschnuppe sieht, wünscht er sich, Dee würde wieder verschwinden.

Als sie am nächsten Morgen tatsächlich nicht mehr aufzufinden ist, bricht für Schnuppe eine Welt zusammen. Die Suche nach Dee, auf die Zack und Schnuppe sich begeben, gestaltet sich schwieriger als gedacht. In ihrer Not wenden sie sich an das Rathaus, wo sie auf unterschiedliche Beamtinnen und Beamte treffen. Doch zunächst kann ihnen niemand weiterhelfen. Bis sie die Abteilung für die Aufenthaltserlaubnis erreichen. Dort erfahren sie: Dee wurde mit ihrer ganzen Familie abgeschoben. Was das bedeutet, verstehen Zack und Schnuppe zuerst nicht. Wieso dürfen andere bestimmen, wo man lebt? Und wer bestimmt das überhaupt?
Erzählen in Wie Schnuppen von den Augen eine Geschichte über Freundschaft und das Erwachsenwerden: Regisseurin Naemi Friedmann (r.) und Sarah Wolters (l.), die für das Bühnenbild und die Kostümen verantwortlich zeichnen. | Foto: Oliver Holzer
Für Regisseurin Naemi Friedmann und Bühnen- und Kostümbildnerin Sarah Wolters ist der Erkenntnisprozess von Zack und Schnuppe ein zentraler Aspekt des Stücks: „Wir sehen das jugendliche Erfahren, Erkennen und Benennen der Komplexität und Widersprüche einer sich wandelnden Welt. Zu Beginn sehen wir zwei unterschiedliche Freunde in ihrer gewohnten ‚heilen‘ Welt. Für Schnuppe ist die neue Freundschaft mit Dee aufregend, und Zack ist eifersüchtig, er hat Angst, Schnuppe als besten Freund zu verlieren, Angst vor Veränderung. Als Dee verschwindet, begeben sie sich im wahrsten Sinne des Wortes auf eine Reise: Der Weg durch die verschiedenen Stationen im Rathaus wird für sie zu einem Weg zur Erkenntnis. Er zeichnet die Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen nach – plötzlich blicken sie hinter die Fassade und erkennen, dass es ein ganzes System gibt, dem sie machtlos gegenüberstehen.“ (Naemi Friedmann)
Empathie ist ein wichtiges Stichwort, das auch in der Probenarbeit häufig fällt. „Das ist für uns der Zugang zum Stück und die große Überschrift, unter der alles steht“, sagt die Regisseurin. Sarah Wolters ergänzt: „Wir müssen uns die Neugier auf das Fremde bewahren, gerade in der heutigen Zeit, in der wieder so flächendeckend versucht wird, Fremdheit negativ zu besetzen. Dafür kann Empathie ein Schlüssel sein.“ Das Stück und die Inszenierung sind im Rahmen von „Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater“, ein Kooperationsprojekt des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik Deutschland und des Deutschen Literaturfonds e.V. mit Mitteln der Kulturstiftung des Bundes gefördert worden.

URAUFFÜHRUNG
Mittwoch, 10. April 2024 | 19:30 Uhr
Probebühne

WEITERE VORSTELLUNGEN
Dienstag, 23. April 2024 | 19:30 Uhr

Weitere Termine und Informationen gibt es hier.
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