Mit der Premiere von Kaspar Häuser Meer am 20. Januar 2024 zeigt das Mainfranken Theater Einblicke in ein Berufsfeld, das der Öffentlichkeit sonst verborgen bleibt – das Jugendamt.
Autorin Felicia Zeller schrieb das Stück bereits 2007. Faktisch hat sich die Thematik – die sich häufende Arbeit, die zu wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Jugendämtern, die Zahl der zu betreuenden Familien – seither kaum verbessert, wenn nicht sogar eher verschlechtert. Das Theater Freiburg gab der Wahlberlinerin Felicia Zeller den Auftrag ein Stück zu verfassen, welches sich mit den damals in den Medien häufenden Berichten über Misshandlungen an Kindern und Jugendlichen und der damit verknüpften medialen Ausschlachtung des Themas befassen sollte.
2008 fand die Uraufführung in Freiburg statt und die Inszenierung erhielt noch im selben Jahr den Publikumspreis bei den Mülheimer Theatertagen. Gewagt ist die Form der Bearbeitung, denn Zeller entschied sich dagegen, ein reales Beispiel oder eine fiktive Familiengeschichte in den Fokus zu rücken. In der Laudatio in Mülheim hieß es so denn auch: „Ein Geniestreich der Autorin war es, nicht die Opfer und nicht die Gewalttäter zu zeigen, sondern ihre Begleiter und Betreuer, – also die Gesellschaft und ihr Klima. […] Kein Sozialdrama, kein Betroffenheitsschmus, sondern Theaterkunst.“ Zellers Text stellt mit Anika, Barbara und Silvia drei Sozialarbeiterinnen ins Zentrum, die sich zusätzlich zu den üblichen Belangen – Konferenzen mit Eltern und Betreuenden, Helferinnen und Helfern, Hausbesuche, Anfertigung einer Jahresstatistik – mit der Abwesenheit ihres Kollegen Björn konfrontiert sehen. Der ‚Björn-Out‘ und die Verweigerung der Verwaltung, einen Ersatz für ihn zu bewilligen, bringt eine Flut von schlecht dokumentierten Akten zu den drei Frauen, die selbst bereits jede 70 oder mehr Fälle bearbeiten. Dass es Anika, seit kurzem alleinerziehend, dabei kaum mehr aus dem Büro schafft und ihre Tochter in der Betreuung zu oft zu spät abholt, scheint so nachvollziehbar. Doch auch das Privatleben der anderen rutscht immer mehr ins Abseits und die sich türmenden Akten, klingelnde Telefone und die nicht nachbesetzte Stelle Björns drängen die Sozialarbeiterinnen immer mehr an den Rand des Abgrunds.
Wie diese Überforderung in Würzburg aussehen wird, verraten Regisseur Joachim Gottfried Goller und Ausstatterin Jenny Schleif noch nicht, stellen aber klar, dass es keinen bebilderten Bühnenraum geben wird. Die Probebühne wird vielmehr allegorisch zu erkunden sein. Gemeinsam mit den drei Schauspielerinnen Daria Lik (Anika), Nina Mohr (Silvia) und Isabella Szendzielorz (Barbara) entsteht ein Abend, der die drastischen Zustände, in denen die Kinder, Familien und auch die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sich in Deutschland 2024 befinden, wie unter einem Brennglas beobachtet, ohne Mitleid zu erregen. Seit seiner Uraufführung vor 15 Jahren ist das Stück vielfach inszeniert und zudem in zehn weitere Sprachen übersetzt worden.
Autorin Felicia Zeller schrieb das Stück bereits 2007. Faktisch hat sich die Thematik – die sich häufende Arbeit, die zu wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Jugendämtern, die Zahl der zu betreuenden Familien – seither kaum verbessert, wenn nicht sogar eher verschlechtert. Das Theater Freiburg gab der Wahlberlinerin Felicia Zeller den Auftrag ein Stück zu verfassen, welches sich mit den damals in den Medien häufenden Berichten über Misshandlungen an Kindern und Jugendlichen und der damit verknüpften medialen Ausschlachtung des Themas befassen sollte.
2008 fand die Uraufführung in Freiburg statt und die Inszenierung erhielt noch im selben Jahr den Publikumspreis bei den Mülheimer Theatertagen. Gewagt ist die Form der Bearbeitung, denn Zeller entschied sich dagegen, ein reales Beispiel oder eine fiktive Familiengeschichte in den Fokus zu rücken. In der Laudatio in Mülheim hieß es so denn auch: „Ein Geniestreich der Autorin war es, nicht die Opfer und nicht die Gewalttäter zu zeigen, sondern ihre Begleiter und Betreuer, – also die Gesellschaft und ihr Klima. […] Kein Sozialdrama, kein Betroffenheitsschmus, sondern Theaterkunst.“ Zellers Text stellt mit Anika, Barbara und Silvia drei Sozialarbeiterinnen ins Zentrum, die sich zusätzlich zu den üblichen Belangen – Konferenzen mit Eltern und Betreuenden, Helferinnen und Helfern, Hausbesuche, Anfertigung einer Jahresstatistik – mit der Abwesenheit ihres Kollegen Björn konfrontiert sehen. Der ‚Björn-Out‘ und die Verweigerung der Verwaltung, einen Ersatz für ihn zu bewilligen, bringt eine Flut von schlecht dokumentierten Akten zu den drei Frauen, die selbst bereits jede 70 oder mehr Fälle bearbeiten. Dass es Anika, seit kurzem alleinerziehend, dabei kaum mehr aus dem Büro schafft und ihre Tochter in der Betreuung zu oft zu spät abholt, scheint so nachvollziehbar. Doch auch das Privatleben der anderen rutscht immer mehr ins Abseits und die sich türmenden Akten, klingelnde Telefone und die nicht nachbesetzte Stelle Björns drängen die Sozialarbeiterinnen immer mehr an den Rand des Abgrunds.
Wie diese Überforderung in Würzburg aussehen wird, verraten Regisseur Joachim Gottfried Goller und Ausstatterin Jenny Schleif noch nicht, stellen aber klar, dass es keinen bebilderten Bühnenraum geben wird. Die Probebühne wird vielmehr allegorisch zu erkunden sein. Gemeinsam mit den drei Schauspielerinnen Daria Lik (Anika), Nina Mohr (Silvia) und Isabella Szendzielorz (Barbara) entsteht ein Abend, der die drastischen Zustände, in denen die Kinder, Familien und auch die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sich in Deutschland 2024 befinden, wie unter einem Brennglas beobachtet, ohne Mitleid zu erregen. Seit seiner Uraufführung vor 15 Jahren ist das Stück vielfach inszeniert und zudem in zehn weitere Sprachen übersetzt worden.