Elisabeth Pape ist Absolventin der Berliner Universität der Künste und Leonhard-Frank-Stipendiatin 2023. Schauspieler und Jurymitglied Nils van der Horst hat ihr einige Fragen gestellt.
NILS VAN DER HORST: Liebe Elisabeth, in deinem Stück Alien in the mood fl üchten sich zwei Figuren in ein Videospiel und verlieren den Bezug zu ihrer Lebenswelt. Ist der Akt des Schreibens für dich auch ein heilsamer Eskapismus?
ELISABETH PAPE: Ich glaube, anfangs hatte das Schreiben dieses Potential, aber über die Jahre habe ich gemerkt, dass das eine ziemlich naive Einstellung war. Zumindest was das Schreiben eines Theatertextes betrifft. Da gilt es meine eigene Perspektive auf bestimmte Themen zu hinterfragen und Mechanismen mehr zu verstehen – wenn ich z.B. montagmorgens Supermarktprospekte online durchblättere, um eine Übersicht zu bekommen, was ich wo im Laufe der Woche günstiger bekommen könnte, versuche ich zu verstehen, woher dieser Mechanismus kommt.
NILS VAN DER HORST: Für was steht der Mechanismus und inwiefern kann er weitergedacht und Thema eines Theatertextes werden?
ELISABETH PAPE: Momentan schreibe ich ein Stück über Armut oder Milieus in Deutschland, daran muss ich vor allem denken. DIESEN Text zu schreiben ist eher anstrengend und leider gar nicht heilsam. Wohingegen das Schreiben von Alien in the mood mit seinem Komödienpotential ganz anders funktioniert. Das macht schon viel mehr Spaß, es ist weniger konkret politisch oder hat einen in unserer Gesellschaft vorherrschenden Zustand zum Thema, sondern die skurrilen Figuren und was sie in ihrer Welt so beschäftigen und untereinander verhandeln. Daran kann ich mich erfreuen, weil ich mich beim Schreiben selber zum Lachen bringe. Diese Form ist definitiv heilsam.
NILS VAN DER HORST: Hast du Vorbilder im Geschichtenerzählen?
ELISABETH PAPE: Wenn ich an Vorbilder denke, dann zuerst an Theatertexte, die ich in der Form gut finde. Momentan versuche ich mich vor allem an der Form zu orientieren, die ich in Extra Zero aufgemacht habe, da sie gut ankam. Die ersten Theatertexte, mit denen ich in Berührung kam, waren Crave von Sarah Kane und Eden Cinema von Marguerite Duras. Die haben mich maßgeblich beeinflusst, sodass ich es überhaupt für möglich gehalten habe, fürs Theater zu schreiben oder schreiben zu WOLLEN! Ansonsten bin ich ein Fan von Autor*innen, die ihre eigene Herkunft beleuchten oder ihr problematisches Verhältnis zu den eigenen Eltern thematisieren. Um nur einige zu nennen: Tove Ditlevsen, Yahya Hassan, Karl Ove Knausgård, Deniz Ohde. Momentan lese ich MTTR von Julia Friese und es gefällt mir schon ganz gut, wie und was sie da erzählt.
NILS VAN DER HORST: Wie groß ist die Herausforderung, die geschützte universitäre Schreibwerkstatt zu verlassen und als Verlagsautorin zu funktionieren?
ELISABETH PAPE: Das Studium gab mir zunächst eine ganz klare Rahmung: Ich studiere Szenisches Schreiben, also schreibe ich natürlich auch. Ich wusste, dass es immer jemanden gibt, der oder die meine Texte liest, ich konnte mich auf Feedback verlassen. Außerdem gab die Universität, zumindest in Teilen, Tagesstruktur. Die fällt natürlich weg. Das Schreiben an sich ist schon ziemlich einsam (vor allem, wenn man keine Auftragsarbeiten macht). Nach dem Studium ist es ja schon das Ziel bei einem Verlag unterzukommen. Das bin ich und es hilft definitiv, mich in meinem Schreiben ernst zu nehmen, die Legitimation ÜBERHAUPT weiterzuschreiben, und dass andere Menschen aus dem Betrieb mich wiederum AUCH ernst nehmen.
NILS VAN DER HORST: Erst der Kleist-Förderpreis 2023 und jetzt dieses Stipendium. Wie fühlt es sich an, für sein Handwerk ausgezeichnet zu werden? Dürfen wir schon bald neue Veröffentlichungen erwarten?
ELISABETH PAPE: HAHA! Also ich warte ja insgeheim auf den Moment, dass man sagt: „Moment mal, Elisabeth Pape ist eine Hochstaplerin.“ Vielleicht braucht es ein paar Jahre, bis ich mein Imposter-Syndrom überwunden habe. Aber: Ich kann schon sagen, dass das erste Gefühl, was mich bei all den positiven Nachrichten überkommt, DEFINITIV Freude ist!
ELISABETH PAPE: Ich glaube, anfangs hatte das Schreiben dieses Potential, aber über die Jahre habe ich gemerkt, dass das eine ziemlich naive Einstellung war. Zumindest was das Schreiben eines Theatertextes betrifft. Da gilt es meine eigene Perspektive auf bestimmte Themen zu hinterfragen und Mechanismen mehr zu verstehen – wenn ich z.B. montagmorgens Supermarktprospekte online durchblättere, um eine Übersicht zu bekommen, was ich wo im Laufe der Woche günstiger bekommen könnte, versuche ich zu verstehen, woher dieser Mechanismus kommt.
NILS VAN DER HORST: Für was steht der Mechanismus und inwiefern kann er weitergedacht und Thema eines Theatertextes werden?
ELISABETH PAPE: Momentan schreibe ich ein Stück über Armut oder Milieus in Deutschland, daran muss ich vor allem denken. DIESEN Text zu schreiben ist eher anstrengend und leider gar nicht heilsam. Wohingegen das Schreiben von Alien in the mood mit seinem Komödienpotential ganz anders funktioniert. Das macht schon viel mehr Spaß, es ist weniger konkret politisch oder hat einen in unserer Gesellschaft vorherrschenden Zustand zum Thema, sondern die skurrilen Figuren und was sie in ihrer Welt so beschäftigen und untereinander verhandeln. Daran kann ich mich erfreuen, weil ich mich beim Schreiben selber zum Lachen bringe. Diese Form ist definitiv heilsam.
NILS VAN DER HORST: Hast du Vorbilder im Geschichtenerzählen?
ELISABETH PAPE: Wenn ich an Vorbilder denke, dann zuerst an Theatertexte, die ich in der Form gut finde. Momentan versuche ich mich vor allem an der Form zu orientieren, die ich in Extra Zero aufgemacht habe, da sie gut ankam. Die ersten Theatertexte, mit denen ich in Berührung kam, waren Crave von Sarah Kane und Eden Cinema von Marguerite Duras. Die haben mich maßgeblich beeinflusst, sodass ich es überhaupt für möglich gehalten habe, fürs Theater zu schreiben oder schreiben zu WOLLEN! Ansonsten bin ich ein Fan von Autor*innen, die ihre eigene Herkunft beleuchten oder ihr problematisches Verhältnis zu den eigenen Eltern thematisieren. Um nur einige zu nennen: Tove Ditlevsen, Yahya Hassan, Karl Ove Knausgård, Deniz Ohde. Momentan lese ich MTTR von Julia Friese und es gefällt mir schon ganz gut, wie und was sie da erzählt.
NILS VAN DER HORST: Wie groß ist die Herausforderung, die geschützte universitäre Schreibwerkstatt zu verlassen und als Verlagsautorin zu funktionieren?
ELISABETH PAPE: Das Studium gab mir zunächst eine ganz klare Rahmung: Ich studiere Szenisches Schreiben, also schreibe ich natürlich auch. Ich wusste, dass es immer jemanden gibt, der oder die meine Texte liest, ich konnte mich auf Feedback verlassen. Außerdem gab die Universität, zumindest in Teilen, Tagesstruktur. Die fällt natürlich weg. Das Schreiben an sich ist schon ziemlich einsam (vor allem, wenn man keine Auftragsarbeiten macht). Nach dem Studium ist es ja schon das Ziel bei einem Verlag unterzukommen. Das bin ich und es hilft definitiv, mich in meinem Schreiben ernst zu nehmen, die Legitimation ÜBERHAUPT weiterzuschreiben, und dass andere Menschen aus dem Betrieb mich wiederum AUCH ernst nehmen.
NILS VAN DER HORST: Erst der Kleist-Förderpreis 2023 und jetzt dieses Stipendium. Wie fühlt es sich an, für sein Handwerk ausgezeichnet zu werden? Dürfen wir schon bald neue Veröffentlichungen erwarten?
ELISABETH PAPE: HAHA! Also ich warte ja insgeheim auf den Moment, dass man sagt: „Moment mal, Elisabeth Pape ist eine Hochstaplerin.“ Vielleicht braucht es ein paar Jahre, bis ich mein Imposter-Syndrom überwunden habe. Aber: Ich kann schon sagen, dass das erste Gefühl, was mich bei all den positiven Nachrichten überkommt, DEFINITIV Freude ist!