Leben, Lieben und Lassen

Tanzpremiere "Bis dass der Tod uns scheidet im Kleinen Haus"
Neben erfahrenen Choreografen, wie Kevin O’Day (Op Sha!) und Dominique Dumais (My desert, my rose) soll auch die nächste Generation mit einbezogen werden. So ist der mittlere Teil des Programms eine Zusammenstellung aus drei Stücken von Nachwuchstalenten: Zuerst And so am I von Neshama Nashman, junge Choreografin und aktuell noch Tänzerin am Ballett der Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg. Zudem zwei Beiträge aus den eigenen Reihen der Tanzcompagnie Una de… von Alba Valenciano López sowie Emily’s Room von Mirko Ingrao. Die fünf vielfältigen Stücke sind unter dem Titel Bis dass der Tod uns scheidet zusammengefasst: Zwischen Anfang und Ende eines Lebens liegt ein Weg voll von Erfahrungen mit anderen Menschen. Besondere Momente prägen den Lebensweg und markieren nicht selten den Übergang zu einem neuen Abschnitt. Im Lauf der Geschichte haben sich unterschiedliche Methoden entwickelt, um mit diesen Übergängen umzugehen, sie gemeinsam zu zelebrieren. Es geht dabei immer auch um die Selbstvergewisserung des menschlichen Miteinanders, die Positionierung innerhalb einer Gruppe oder Gemeinschaft. Menschen brauchen einander, sie lachen und weinen miteinander, sie hassen und lieben einander „bis dass der Tod sie scheidet“.

MY DESERT, MY ROSE

Der erste Teil zeigt das Quartett My desert, my rose von Ballettdirektorin Dominique Dumais. „Irgendwann kommt jeder einmal in die Situation, in der man sich von geliebten Menschen verabschieden oder einen vertrauten Ort verlassen muss.“ Dieser Leitgedanke beschäftigte Dumais während ihrer Arbeit an dem Quartett. Zu Beginn des Programms Bis dass der Tod uns scheidet liegt der Fokus damit auf Verlust bzw. im weiteren Sinne auf Abschied als elementarem Bestandteil des Lebens. Momente des Verlustes sind häufig Anlass zu Rückbesinnung und Reflektion über Vergangenes und zugleich einem fragenden Blick in die Zukunft. Für Dumais beinhalten solche Momente auch Fragen nach den eigenen Wurzeln, der Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen (Familie, Freunde, usw.), aber auch zu bestimmten Orten. Die Frage nach den eigenen Wurzeln bringt Dumais in My desert, my rose unmittelbar auf die Bühne. Eines der wenigen und damit eindrücklichen Bühnenelemente ist ein karger Baum. „Ein Baum ist oft ein Zeichen für den Kreislauf des Lebens bzw. von Lebendigkeit. Zugleich steht er für mich auch für einen Stammbaum, diese tiefe Verwurzelung in der Vergangenheit, mit der wir unwiderruflich verbunden sind“, so Dumais.

AND SO AM I

Neshama Nashman entwickelte ihr Duett And so am I 2024 für das Noverre: Junge Choreografen Programm des Stuttgarter Balletts und wurde dafür jüngst im Jahrbuch der Fachzeitschrift tanz als Interessanteste Choreografin 2024 nominiert. Das Duett ist inspiriert von Mahmoud Darwishs Gedicht „He is quiet and so am I“. Darin werden zwei Menschen miteinander und mit sich selbst konfrontiert und kommen irgendwie irgendwo gemeinsam an.

UNA DE...

Das lebendige Tanzstück Una de... von Alba Valenciano López erforscht Elemente der spanischen Kunstform des Flamencos, im Besonderen Bulerías sowie Verdiales, die als eine der ältesten musikalischen Folkloreformen in Europa gelten. Una de... entstand ursprünglich aus dem Bedürfnis heraus, sich mit den eigenen spanischen Wurzeln auseinanderzusetzen. Die junge Choreografin besinnt sich in ihrem Stück auf die Freude, die Leidenschaft und das Gefühl der Gemeinschaft, die sie beim Flamencotanzen in ihrer Kindheit und Jugend erleben konnte.

EMILY’S ROOM

Mirko Ingraos Trio Emily’s Room zur gleichnamigen Musik des italienischen Pianisten Ezio Bosso kann als innere Auseinandersetzung zwischen Herz und Verstand gesehen werden. Es ist ein sensibler Dialog, der von Debora di Biagi und Blai López Sánchez gemeinsam mit dem jungen Choreografen in dem poetischen Trio dargestellt wird.

OP SHA!

Op Sha! verdeutlicht Kevin O'Days energiegeladene choreografische Handschrift. Zuletzt war im Sommer 2024 sein Stück Tanzen bis in die Puppen ebenfalls im Kleinen Haus zu sehen. Zur Musik des Lemon Bucket Orkestras, die traditionelle Balkan-Klänge mit verspielten und auch leidenschaftlichen Melodien verbindet, endet das neue Tanzprogramm mit Op Sha! in einer großen Feier des Lebens. Bei der Auswahl der einzelnen Musiktitel der Band suchte der Choreograf nach emotionalem Ausdruck für intensiv erlebte Feste: Die Anlässe könne dabei verschieden sein, etwa Geburten, Hochzeiten oder Beerdigungen. „Die emotionalen Höhen und Tiefen bei diesen Ereignissen liegen oft nah beieinander, an der Grenze von Freude und Trauer, zwischen Lachen und Weinen. Mein Wunsch ist es, dass alle etwas authentisch Menschliches spüren … Was im Stück dabei auch beobachtet werden kann, ist das Bedürfnis des Einzelnen, dazuzugehören, von einer Gruppe akzeptiert zu werden“, so der Choreograf. Auch der letzte Teil des Tanzabends veranschaulicht noch einmal die Notwendigkeit des menschlichen Miteinanders. Menschen brauchen einander, sie lachen und weinen miteinander, sie hassen und lieben einander, „bis dass der Tod sie scheidet“.

KOMMENDE VORSTELLUNGEN
Samstag, 29.3. | 19:30 Uhr
Freitag. 11.4.25 | 19:30 Uhr
Freitag, 16.5.25 | 19:30 Uhr
Sonntag, 1.6. | 18:00 Uhr
Mittwoch, 4.6. | 19:30 Uhr

Veranstaltungsort: Kleines Haus

Weitere Infos und Tickets gibt es hier.
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