Schauspiel

Ein Stück nicht nur über Kunst

Interview vor der Premiere Kunst mit Regisseur und Intendant Markus Trabusch
Kurz vor der Premiere von Kunst im Museum im Kulturspeicher hat sich Dramaturgin Barbara Bily mit Regisseur Markus Trabusch zu einem Gespräch über das Kunstsammeln und Museumsbesuche getroffen.

BARBARA BILY: Das Stück Kunst wird am 7. Mai 2022 im Kulturspeicher Premiere haben – nach dem Z87 in der Zellerau, der Kirche St. Andreas und dem Ratssaal im Rathaus nun ein weiterer durch das Schauspiel neu erschlossener Spielort in der Stadt …

MARKUS TRABUSCH: In der Tat! Und wieder einmal ein glückliches Zusammentreffen von Umständen: Das Museum feiert dieses Jahr 20-jährige Eröffnung, am 20.02.2002 wurde der Kulturspeicher termingenau eröffnet. Nach einem kurzen Austausch mit der Museumsleiterin Luisa Heese entstand die Idee, in einem der Museumsräume zu spielen, trotz aller Einschränkungen, die das mit sich bringt. Und so können wir dem Museum nun quasi ein Geburtstagsgeschenk machen. Auf der Suche nach einem geeigneten Stück hatten wir, Du und ich, innerhalb der Gespräche über die künftigen Spielpläne ja schon längst die Stücke der Gegenwartsautorin Yasmina Reza zur erneuten Prüfung im Blick. Nun passte das Stück Kunst, inzwischen ein Klassiker der Gegenwartsdramatik, natürlich wegen des Titels perfekt. In unserer Zeit des Exils suchen wir ja immer nach Stücken, die an dem neuen Exilort eine besondere Wirkung entfalten können, so wie bei Brechts Kreidekreis in der Kirche oder bei Terror im Ratssaal. Ich hatte Yasmina Rezas Tragikomödie mit kunstfeindlichen Tendenzen in Erinnerung, weil ich die deutsche Erstaufführung gemeinsam mit befreundeten Bildenden Künstler:innen in Berlin gesehen hatte, die nach der Vorstellung ganz außer sich waren, vor Empörung! Für die aktuelle Wiederbefragung erschien mir der Aufführungsort Museum, als per se kunstfreundlicher Ort, der richtige.
Das Museum im Kulturspeicher – Spielstätte der Schauspielproduktion Kunst | Foto: Andreas Bestle
BARBARA BILY: Yasmina Reza sagt über ihr Stück Kunst, es sei kein Stück über moderne Kunst, sondern ein Stück über eine Männerfreundschaft. Siehst Du das auch so?

MARKUS TRABUSCH: In Bezug auf den zentralen Konflikt handelt es sich sicherlich um die Befragung einer Männerfreundschaft. Für mich war es aber in der Probenarbeit im Museum zunehmend von Interesse, auch die unterschiedlichen Positionen der drei Figuren zur Rezeption von Kunst sehr ernst zu nehmen und mit Genuss herauszuarbeiten, in ihrer Unterschiedlichkeit. Denn das Stück enthält auch eine unterhaltsame Reflexion über die unterschiedlichen Rezeptionsweisen von Kunst. Ich habe in der Arbeit auch mein eigenes Rezeptionsverhalten der Bildenden Kunst gegenüber nochmals reflektiert und hoffe, dass sich das auch fürs Publikum, neben einem hohen Unterhaltungswert, einstellen kann – gerade, weil wir in einem Museum sind.

BARBARA BILY: Welches war das letzte Museum, das Du besucht hast?

MARKUS TRABUSCH: Ich war vor Kurzem in Paris und habe ganz bewusst sowohl viel Zeit im Louvre als auch im Centre Georges Pompidou verbracht (in dem laut Stück vier Bilder des Künstlers mit dem weißen Bild hängen sollen). Es hat unglaublichen Spaß gemacht, sich einen Tag mit den alten Meistern zu beschäftigen (für mich ein Höhepunkt: die Nike von Samothrake) und am nächsten Tag einen Tag lang im Museum der zeitgenössischen Kunst zu sein, um mich der Entwicklung der zeitgenössischen Kunst zu widmen, von der klassischen Moderne bis hin zur Gegenwartskunst. Wenngleich alles sehr männerlastig war! Vielleicht deswegen die drei Männer im Stück …
Für mich war es in der Probenarbeit im Museum zunehmend von Interesse, auch die unterschiedlichen Positionen der drei Figuren zur Rezeption von Kunst sehr ernst zu nehmen und mit Genuss herauszuarbeiten, in ihrer Unterschiedlichkeit.
Markus Trabusch
BARBARA BILY: Würdest Du Dir ein weißes Bild mit weißen Streifen, wie es im Stück gekauft wurde, selbst an die Wand hängen?

MARKUS TRABUSCH: An die Wand hängen auf jeden Fall! Aber ob ich bereit wäre, dafür eine sehr hohe Summe auszugeben, da werde ich nachdenklich. Persönlich bereue ich aber, nicht eher mit dem Sammeln von Kunst angefangen zu haben. Ich habe während des Malerei-Studiums meiner Schwester, bei Baselitz in Berlin, viele Atelierbesuche in der Universität der Künste gemacht – und dabei nicht im Blick gehabt, zu kaufen … Nun merke ich, dass ich mich sehr an den wenigen Kunstwerken erfreue, die ich besitze – und die häufig Geschenke der jeweiligen Künstler:innen sind.

KUNST

Premiere am 7. Mai im Museum im Kulturspeicher
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