Premiere Musiktheater

Zaubermärchen und Ritual

Mozarts "Zauberflöte" feiert Premiere in der Blauen Halle
Seit ihrer Uraufführung im September 1791 hat Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Oper nichts von ihrer Faszination verloren. Ob jung oder alt, Fan oder Verächter der „klassischen Musik“: Die Zauberflöte vermag alle Gegensätze miteinander zu versöhnen.

Die Zauberflöte nimmt seit eh und je einen Spitzenplatz in der Publikumsgunst ein. Allein in Deutschland lockte sie in den Spielzeiten 14/15 bis 18/19 über 1,28 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer in die Theater und Opernhäuser!

RÄTSELWERK DER KULTUR
Schier grenzenlos scheint der musikalische Reichtum der Partitur. Vom Strophenlied bis zur großen Szene aus Rezitativ und Arie, vom Sologesang zum Quintett, vom homophonen Chorsatz zur kunstvollen Choralvariation, von den Tiefen Sarastros zu den überirdischen Höhen der Königin der Nacht: Es ist sprichwörtlich für jeden und jede etwas dabei!

So ungeteilt der Jubel über Mozarts Musik, so vielstimmig die Beurteilungen des Textbuchs. Der 1751 im niederbayerischen Straubing geborene Sänger, Schauspieler, Tänzer, Theaterunternehmer, Schriftsteller, schließlich verarmte und dem Wahnsinn verfallene Tausendsassa Emanuel Schikaneder verschmolz in seinem Zauberflöten- Buch unterschiedlichste literarische Motive zu einer locker verwobenen Handlung. Besondere Bedeutung kommt Christoph Martin Wielands zwischen 1786 und 1789 herausgegebener Sammlung Dschinnistan oder auserlesene Feen- und Geistergeschichten zu: Die titelgebende Zauberflöte etwa ist dem Märchen Lulu oder die Zauberflöte entlehnt, die drei Knaben als Helfer zur Befreiung einer Geliebten finden sich in Die klugen Knaben, für die Feuer- und Wasserprobe, die Pamina und Tamino am Ende durchlaufen, stand der Stein der Weisen Pate.
Aylin Kaip: Bühnenbildentwurf zur Zauberflöte
Für großes Rätselraten sorgt der vermeintliche Bruch inmitten der Geschichte: „Die Oper beginnt als Zaubermärchen und endet als Ritual. Im ersten Akt erscheint die Königin der Nacht als die gute Fee, der von einem Bösewicht ihre geliebte Tochter geraubt wurde, im zweiten Akt tritt sie als mordlustige und machthungrige Intrigantin auf. Sarastro, im ersten Akt als Bösewicht und Mädchenräuber dargestellt, erweist sich im zweiten Akt als weiser und gütiger Herrscher“ (Jan Assmann). Der österreichische Staatsmann und Chronist Karl Graf von Zinzendorf, der bei der Uraufführung zugegen war, sprach denn auch von einer „unglaublichen Farce“. Für den Schweizer Schriftsteller Peter von Matt dagegen ist die Zauberflöte neben Shakespeares Hamlet und Leonardo da Vincis Mona Lisa das dritte große Rätselwerk unserer Kultur.

DIE PRODUKTION
Ein großes Rätsel bleibt die Zauberflöte stets aufs Neue für all jene, die sich an eine szenische Realisierung heranwagen. Für die Würzburger Neuinszenierung konnten einmal mehr Andreas Wiedermann (Regie) und Aylin Kaip (Bühnen- und Kostümbild) gewonnen werden, die am Mainfranken Theater bereits die Schauspielproduktion Comedian Harmonists sowie die Händel-Adaption Garten der Lüste erfolgreich auf die Bühne gebracht haben. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Kapellmeister Gábor Hontvári.

Als Königin der Nacht ist erstmals Sopranistin Judith Spießer in Würzburg zu Gast; in dieser herausragenden Partie war sie bereits an zahlreichen Bühnen im In- und Ausland zu erleben. Alternierend mit Judith Spießer ist auch die junge österreichische Sopranistin Hedwig Ritter als Königin der Nacht zu hören, die am Mainfranken Theater ihr Debüt in dieser Rolle geben wird.

PREMIERE
Samstag, 27.11. | 19:30 Uhr Theaterfabrik Blaue Halle

WEITERE VORSTELLUNGEN
Mittwoch, 1.12. | 19:30 Uhr Sonntag, 5.12. | 18:00 Uhr Mittwoch, 8.12. | 19:30 Uhr
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