Ein Mädchen vom Lande wird zur Ikone einer ganzen Nation. Andrew Lloyd Webber und Tim Rice wählten für ihre erneute Zusammenarbeit eine Geschichte ganz nach dem klassischen Aschenputtel-Prinzip. Am 30. November feiert „Evita" in der Inszenierung von Matthew Ferraro am Mainfranken Theater Premiere.
DAS MUSICAL
„Evita" ist das dritte Musical von Andrew Lloyd Webber in Zusammenarbeit mit dem Musicaltexter Tim Rice. Nach dem spektakulären Erfolg von „Jesus Christ Superstar" hatte sich das Duo für seinen neuesten Broadway-Coup seit 1974 mit der zum Mythos gewordenen argentinischen „Primera Dama“ Eva Perón beschäftigt. Die erste Inspiration für das Musical war ein amerikanischer Rundfunkbeitrag über das Leben Eva Peróns, den Tim Rice während einer Autofahrt hörte, sowie die britische Dokumentation „Queen of Hearts“ aus dem Jahr 1972. Wie schon zuvor bei „Jesus Christ Superstar" entwickelten Andrew Lloyd Webber und Tim Rice das neue Werk zunächst als Konzeptalbum, das 1976 im Handel erschien. Top-Platzierungen in den Hitparaden ließen eines rasch erkennen: Die Musik des Albums wie auch der Single „Don’t cry for me Argentina“ verlangte nach einer szenischen Umsetzung. Am 21. Juni 1978 fand im Prince Edward Theatre in London die Uraufführung statt. Eine Verfilmung mit der Pop-Ikone Madonna in der Hauptrolle folgte in den 90er Jahren.
Der Plot
Das Musical beginnt mit der Nachricht von Eva Pérons Tod. Eine ganze Nation ist erschüttert, mit Ausnahme des Erzählers der Geschichte, der den Eindruck erweckt, kein Fan von Eva zu sein. Che führt zu einer Reise in Evas Vergangenheit, die als uneheliches Kind in einer Kleinstadt aufwächst. Die nächste Station zeigt die Heranwachsende, wie sie sich mithilfe des Musikers Magaldi auf den Weg nach Buenos Aires macht, um dort als Schauspielerin berühmt zu werden. Sie beginnt Affären mit einflussreichen Männern und lässt sie wieder fallen, sobald sie sie nicht mehr braucht. Eine nächste Szene verdeutlicht die politische Situation: Die Regierung wird überrumpelt, und neue Leute kommen an die Macht. Endlich begegnen sich die Schauspielerin Eva Duarte und der Politiker Juan Perón bei einer Spendenaktion. Die politische Situation spitzt sich zu, und Perón muss ins Gefängnis. Erst die überzeugende Rede Evas bringt die Machthaber dazu, dem Aufbegehren der „Descamisados“ zu entsprechen und Perón zu entlassen. Es folgt die Hochzeit und schließlich Peróns Sieg bei der Präsidentschaftswahl. Ihre Regenbogen-Tour führt Eva, genannt Evita, nach Europa. Als sie wieder zurück in Argentinien ist, gründet sie eine Stiftung zur Unterstützung der Armen. Es gibt Aufstände, und während Evita in der Kirche ist, erleidet sie einen Schwächeanfall. Zur selben Zeit bricht auch der Erzähler zusammen, und beide treffen zum ersten Mal seit Beginn der Geschichte aufeinander. Che verurteilt sie und ihre Taten. Wenige Zeit später stirbt Evita an Gebärmutterhalskrebs. So endet das Musical und auch die Geschichte der Evita Péron.
VON DER KRIMI-OPER ZUR ROCK-OPER
Die Würzburger Inszenierung von Evita liegt in den Händen von Matthew Ferraro, der sich dem Publikum des Mainfranken Theaters im Januar 2018 mit seiner Regiearbeit zu Verdis „Sizilianischer Vesper" vorstellte. Wie schon bei der Verdi-Produktion arbeitet der gebürtige Amerikaner mit Kostüm- und Bühnenbildnerin Carola Volles zusammen. Erstmals zu Gast in Würzburg ist die US-amerikanische Choreografin Gabrielle Zucker. In den Hauptrollen sind Marzia Marzo als Evita und Cedric von Borries als Che zu erleben.
Kleines Evita-ABC
CASA ROSADA
Ist der Name des argentinischen Präsidentenpalastes in Buenos Aires. Das Gebäude hat seit 1873 einen rosafarbenen Anstrich und wird daher „Rosa Haus“ genannt.
DESCAMISADOS
„Die Hemdlosen”; bezeichnet die verarmte argentinische Arbeiterklasse. Ihr charakteristisches Kennzeichen waren Hemden mit hochgekrempelten Ärmeln.
FUNDACIÓN EVA PERÓN
Von Eva Perón gegründete Wohlfahrtsorganisation zur Unterstützung der notleidenden Bevölkerung.
G.O.U.
Grupo de Oficiales Unidos (dt. Gruppe der vereinten Offiziere); nationalistischer Geheimbund innerhalb der argentinischen Militärjunta, zu deren 19 Mitgliedern Juan Perón zählte.
PARTIDO PERONISTA FEMENINO
Ist die von Eva Perón gegründete politische Organisation zur Stärkung der Frauenrechte.
PERONISMUS
Der Peronismus bezeichnet eine politische und gesellschaftliche Bewegung in Argentinien. Sie integrierte eine Vielzahl politischer Ziele und Anschauungen, denen einzig die Berufung auf das Volk und auf Perón als Führer gemein war.
PRIMERA DAMA
Spanisch für „First Lady“, die Ehefrau des Präsidenten.
REGENBOGEN-TOUR
1947 reiste Eva Perón durch Europa, um Werbung für ihren Mann Juan Perón und dessen Politik zu machen.
Kommentare
Ihr Kommentar
Mit der Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
Mit der Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.